Was ist Minimalismus?

Was ist Minimalismus?

Zuletzt aktualisiert am 27. September 2023

Was ist Minimalismus eigentlich? Wir haben jetzt schon so oft über Minimalismus geschrieben, unsere Gedanken geteilt und Tipps gegeben. Doch haben wir uns mit dieser Frage nicht direkt in einem Artikel beschäftigt, sondern dieses Thema in den einzelnen Artikeln immer nur angeschnitten. Welche Definition liegt Minimalismus zu Grunde? Geht Minimalismus immer mit Nachhaltigkeit einher? Kann man mit Minimalismus Geld sparen? Darf man nur wenige Dinge besitzen und ist ansonsten kein Minimalist? Bedeutet Minimalismus, in kahlen, sterilen Zimmern zu leben? Fragen über Fragen, die wir dir jetzt beantworten werden.



Minimalists don’t focus on having less, less, less. We focus on making room for more: more time, more peace, more creativity, more experiences, more contribution, more contentment, more freedom. Clearing the clutter frees up the space. Minimalism is the thing that gets us past the things so we can make room for life’s important things—which aren’t things at all.

Joshua und Ryan, The Minimalist

Wir leben in einer kapitalistischen Wegwerfgesellschaft

Wir leben in einer kapitalistischen Wegwerfgesellschaft. Alles ist immer und zu jederzeit verfügbar. Bekommt man etwas nicht direkt vor Ort, ist es mit wenigen Klicks im Internet bestellbar und teilweise über Nacht lieferbar. Überall lächelt uns Werbung an, vermeintliche Sonderangebote gibts an jeder Ecke und direkt ins E-Mailpostfach. Verführung und Versuchung sind groß. Repariert wird nur selten, weil es „günstig“ und schnell neu zu erwerben ist. Hier hat es, im Gegensatz zu früher, eine massive Veränderung gegeben.

Im Hamsterrad gefangen, Konten im Minus und mehr, mehr, mehr

Manche Menschen arbeiten, um sich mehr leisten zu können, damit sie Trends mitmachen können, jeden Monat neue Kleidung kaufen und teure Urlaube machen können – das ist ohne Vorwurf formuliert. Das Resultat ist oft eine Überschuldung mit Konten im Minus, Überforderung, massivem Stress, fehlender Zeit. Oft werden auch Konsumkredite aufgenommen, um die Wünsche stillen zu können. Das Problem: Kaufen, vor allem wenn es uns schlecht geht, schüttet Dopamin aus. Es macht uns glücklich. Geht es uns schlecht, fahren wir in die Stadt oder kaufen online Dinge ein. Wieder werden wir durch ein Glücksgefühl bestätigt, insbesondere dann, wenn es auch noch ein vermeintliches Schnäppchen war. Man befindet sich schnell in einem Hamsterrad.

Doch wie lange hält das Glücksgefühl an? Wie oft landen die vermeintlichen Schnäppchen und Glückskäufe im Schrank und werden nicht genutzt? Schubladen und Schränke quellen über, Regale wirken vollgestellt, viele Dinge haben keinen festen Platz, es sieht chaotisch und ungemütlich zu Hause aus.

Wenn du jetzt an deinen Kleiderschrank oder Schubladen denkst: Wie viele Kleidungsstücke oder Gegenstände liegen darin und werden nicht oder nur selten getragen/benutzt? Schau dich einmal im Raum um: Wie viele Gegenstände haben keinen festen Platz und liegen einfach so rum? Es ist wichtig und auch sehr interessant, sich dessen bewusst zu werden und sich intensiv damit auseinanderzusetzen.


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Was ist Minimalismus – ein Definition

Mi·ni·ma·lis·mus /Minimalísmus/
Substantiv, maskulin [der]
BILDUNGSSPRACHLICH
bewusste Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste

Duden.de

Gehen wir nach dem Duden, bedeutet Minimalismus eine Beschränkung auf ein Minimum und in Verbindung mit dem oben Geschriebenem könnte man schnell zu dem Entschluss kommen, dass das die passende Definition sei. Ja, wir fokussieren uns auf das Minimum, auf das FÜR UNS Wesentliche – das kann bei jedem Menschen anders aussehen. Doch ist Beschränkung meiner Meinung nach der falsche Begriff. Minimalismus bedeutet nicht Beschränkung und ist keine Einschränkung.

Minimalismus bedeutet Freiheit. Freiheit darüber selbst entscheiden zu können, wie man sein Leben gestalten möchte.

Wenn ich nicht kaufe, dem Konsum wiedersage, nicht jedem Trend mitmache und hinterherlaufe, Geld spare, meine Wohnung/Haus mit weniger Gegenstände gestalte und die Räume übersichtlich halte, dann ist das keine Beschränkung, es ist der eigene freie Wille.

Minimalismus macht zufrieden und unabhängig

Minimalismus bedeutet viel mehr mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Man definiert sich nicht über andere, über materielle Dinge oder über Geld. Es setzt sich, vorausgesetzt die innere Haltung hat sich verändert, eine innere Zufriedenheit ein, man ist glücklich mit sich und seinem Leben.

Es geht nicht darum, möglichst viel zu arbeiten, möglichst teuer zu reisen, pompös zu leben und immer die neueste Kleidung und Elektrogeräte zu haben. Es geht um Zeit, Menschen und Momente. Es geht um Wertschätzung des Vorhandenen und um Erinnerungen. Ein Beispiel: Du wirst dich nur selten an einen Kauf erinnern, aber fast immer an Erlebnisse und besondere Momente im Leben – und darum geht’s!

Minimalismus bedeutet bewusste Entscheidungen zu treffen

Wie gesagt, es geht im Minimalismus nicht darum, sich zu beschränken oder einzuschränken. Minimalismus bedeutet auch nicht, nie wieder shoppen gehen zu dürfen, alles zu entrümpeln und in kahlen Zimmern zu leben. Vielmehr bedeutet Minimalismus bewusste Entscheidungen. Will/Muss man etwas kaufen, wird zuvor darüber nachgedacht, ob es wirklich Sinn macht. Es wird überlegt, wofür man sein Geld ausgibt und wie man seine Wohnung einrichten will. Spontane, ungeplante Einkäufe finden in der Regel gar nicht statt. Aber Minimalismus bezieht sich nicht nur auf Käufe. Es geht auch um tiefergehende Fragen:

Wie will ich mein Leben leben? Bin ich wirklich glücklich? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Was tut mir gut? Was will ich und was will ich nicht?

Oft treffen wir Entscheidungen, weil sie doch irgendwie von außen gesteuert werden. Beispiele Werbung und Kaufentscheidungen. Du wist dir selbst näher kommen und wissen, was deine Prioritäten sind und was dir wichtig ist. Daher kannst du auch wieder die Kontrolle über dein Handeln übernehmen und lässt dich nicht mehr von anderen beeinflussen.



Minimalismus ist befreiend

All dein Besitz muss gehegt und gepflegt werden. Das kostet Energie und Zeit. Vielleicht sind deine Räume auch vollgestellt oder unruhig und du fühlst dich unwohl. Dann steht da vielleicht noch eine Sportausrüstung, die dich immer wieder daran erinnert, dass du doch Sportreiben wolltest, es aber nicht tust. Das jedoch löst vielleicht negative Gefühle bei dir aus, du bekommst ein schlechtes Gewissen und setzt dich unter Druck. Ausmisten und Reduktion können anstrengend sein, aber sie werden dich auch innerlich frei machen. Lebst du in einem geordneten Haushalt, fühlst du dich in der Regel auch im Inneren geordneter. Hast du nur noch die Dinge um dich herum die dir gut tun, fühlst du dich auch besser. So jedenfalls war es bei uns und das habe ich auch von einigen anderen Menschen, die minimalistisch leben, gehört.

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Ballast kann den Blick verstellen. Man trägt alles, was man besitzt, auch innerlich mit sich herum. Man kann auch sagen, man schleppt es mit sich herum. Je weniger du besitzt, je klarer dein Zuhause und dein Inneres ist, je wohler du dich fühlst und je zufriedener du bist, desto mehr kannst du Wichtiges von Unwichtigem für dich trennen. Du weißt, was du willst und brauchst. Das ist befreiend.

Minimalismus spart Geld

Weniger Geld ausgeben, weniger arbeiten, mehr erleben

Dadurch, dass man sein Geld nicht mehr beliebig aus dem Fenster wirft und sich auf das Notwendige/Wesentliche bezieht, kann man viel Geld sparen. Das macht einen ruhiger und lässt einen besser schlafen, weil man weiß, dass Geld für den Notfall vorhanden ist. Die Konten füllen sich wahrscheinlich nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht. Minimalistischer zu leben kann für jeden ein Gewinn sein, unabhängig vom Einkommen. Das kann sogar soweit kommen, dass du weniger arbeiten musst und deine Stunden reduzieren kannst. Oder aber du investierst es in schöne Momenten, tolle Urlaubsreisen und Erinnerungen.



Minimalismus schenkt uns mehr Zeit

Dadurch, dass wir weniger im Haushalt machen müssen und grundsätzlich weniger Aufgaben haben, haben wir mehr Zeit: Mehr Zeit für schöne Dinge, mehr Zeit zum Genießen. Man ist entspannter, auch im Job, weil sich die innere Haltung auf alle Bereiche des Lebens auswirken kann. Man steht allgemein weniger unter Druck, ist weniger erschöpft und hat Kraft für andere Dinge.

Minimalismus bedeutet nicht in kahlen Räumen zu leben

Gerade auf Social Media wird Minimalismus gerne auch mal in cleanen, fast sterilen Räumen präsentiert, doch muss ich dazu sagen: Das ist Bullshit. Es geht beim Minimalismus nicht um Sterilität, sondern ums Wohlfühlen und Gemütlichkeit.

Aus dem Nähkästchen: Die Wände bei uns sind in der Regel weiß gehalten. Mein Kleiderschrank besteht zwar nur aus einer Kleiderstange, weil ich eine Capsule Wardrobe besitze, doch sieht unser Schlafzimmer trotz der Kleiderstange und weißen Wände alles andere als kahl aus. Wir haben im Schlafzimmer eine dunkelgraue Kommode, einen kleinen weißen Schrank für Freddy und andere Dinge, Holzmöbel und Pflanzen stehen herum. Die Kombination ist schlicht, aber urgemütlich.

Genauso wie unser Bad: Es steht nicht viel herum, ist aber durch Highlights einfach nur toll und eine Wohlfühloase.



Das Gleiche können wir von unserer Küche und unserem Wohnzimmer sagen. Unsere Küche haben wir vor Jahren ausgemistet und 2022 eine neue Küche bekommen. Dabei haben wir darauf geachtet, dass sie sinnvoll gestaltet ist, möglichst viel Stauraum auf kleiner Fläche hat und schlicht gehalten ist. Wenn es nach mir gehen würden, würden wir noch weniger besitzen, aber als Familie ist das eben anders.

Auch wenn wir Minimalismus lieben, ist uns Gemütlichkeit sehr wichtig. Wenn wir nach Hause kommen, wollen wir uns wohlfühlen und leben und nicht in einer sterilen Oase leben. Wir achten darauf, dass alles schlicht bleibt, aber mit farblichen Highlights gestaltet ist und gut zusammenpasst, damit es harmonisch wirkt.

Auf Instagram kannst du uns übrigens auch folgen, da zeigen wir auch zwischendurch mal unser Heim.

Minimalismus und Nachhaltigkeit

Für uns war zu Beginn der Reise schnell klar, dass Minimalismus und Nachhaltigkeit ganz eng zusammengehören. Die meisten Ressourcen spart man, wenn man nicht/wenig konsumiert und das ist bei Minimalismus ja grundlegend. Gekauft wird, wenn etwas benötigt wird und im Idealfall Second Hand oder Fairtrade. Das gesparte Geld kann in hochwertigere, nachhaltig und fair produzierte Gegenstände investiert werden. Merke dir auch: Wer billig kauft, kauft mehrfach. Kaufst du qualitativ hochwertig, kaufst du einmal ggf. teuer, dann ist aber auch Ruhe.



Es gibt nicht DEN einen Minimalismus

Für jede Person bedeutet Minimalismus etwas anderes und das ist auch gut so. Die Auslegung muss zu einem selbst und zum Leben passen. Was für den einen gut möglich ist, ist für den anderen unvorstellbar. Lass dich, wenn du andere Artikel liest, nicht beirren und lebe so, wie du es möchtest. Gestalte deinen Minimalismus so, wie du ihn für dich brauchst und richtig hältst. Alles andere ist egal.

Aber wie lebe ich nun minimalistisch?

Es geht darum, den eigenen Besitz, Tätigkeiten und unliebsame soziale Beziehung zu reduzieren, so dass nur noch das bleibt, was einem Wichtig ist und Freude bereitet. Alles was nicht glücklich macht, nicht genutzt wird, wird aussortiert. Manchmal sind es soziale Kontakte, manchmal herumliegende Gegenstände, manchmal ein neuer Job oder Stundenreduzierung.

Das klingt hart und ist an manchen Stellen auch anstrengend und viel Arbeit. Aber – und das sage ich aus vollem Herzen und tiefster Überzeugung – es lohnt sich. Finde für dich heraus, was deine Wünsche, Ziele und Bedürfnisse sind. Das ist der erste Schritt.



Minimalismus löst nicht all deine Probleme

Es klingt es jetzt alles so einfach und auch so, als wäre Minimalismus die Lösung für alle Probleme. Aber nein, das ist es nicht. Minimalismus bedeutet auch nicht, dein ganzes Leben über Board zu werfen und dich von allem zu lösen. Es geht darum, über dein Leben nachzudenken und dich zu fragen, was du wirklich willst und brauchst. Das kann schon weh tun, das kann anstrengend sein. Aber wie mehrfach gesagt: Es lohnt sich. Wir haben nur dieses eine Leben und das sollten wir so gestalten, wie wir es uns selbst wünschen.

Warum Minimalismus nicht all deine Probleme löst, kannst du hier nachlesen: Minimalismus ist nicht die Lösung für alles

Zusammenfassung

Minimalismus ist eine innere Haltung, keine Beschränkung. Minimalismus geht auch nicht von Heute auf Morgen und braucht Zeit. Minimalistisch zu leben ist eine Reise zu sich selbst: Wer bin ich? Was brauche ich? Was macht mich glücklich und wer will ich sein? Langfristig hilft Minimalismus aber, Unwichtiges von Wichtigem zu trennen, mehr Zeit und Geld zu haben.

Uns wurde auf Instagram vorgehalten, dass wir als Familie, die minimalistischer lebt, kein WhatsApp oder Handy besitzen dürften, weil das ja nicht „das Wesentliche“ sei. Was für einen selbst das Wesentliche ist, entscheidet jeder selbst. Jeder stellt seine eigenen Regeln auf, auch im Umgang mit sozialen Medien. Minimalistisch zu leben bedeutet nicht, hinterm Mond zu leben und sich von allem selbst auszugrenzen. Minimalismus ist eine persönliche Entscheidung!

Es geht auch nicht darum, wer auf den wenigsten Quadratmetern wohnt oder die wenigsten Dinge besitzt. Minimalismus vergleicht auch nicht. Minimalismus bedeutet auch nicht, alles hinzuwerfen und sein Leben komplett zu verändern. Minimalismus ist ein Prozess, ich sage auch gerne eine Reise, auf der sich immer wieder neue Wege auftun. Mit einer minimalistischen Haltung schafft man Platz für das Wesentliche und lernt sich besser kennen. Man spart Ressourcen und Geld. Minimalismus kann ein Gewinn für jede/n sein und in Kombination dem Klimawandel entgegenwirken.

Zum Schluss noch eine letzte Empfehlung: Unser Minimalismus-ABC

Wir hoffen, dir hat unser Beitrag gefallen und du liest auf unserem Blog quer und findest für dich ein paar wertvolle Hinweise. Wir freuen uns auf deine Kommentare.

Liebe Grüße,
Janina & Frederik

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