Minimalismus: Wie sich unsere Einstellung auf unseren Besitz verändert hat

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Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2023

Minimalismus. Vor etwa 100 Jahren sei eine Familie mit etwa 180 Gegenständen in ihrem Haushalt ausgekommen. Heute besäße der Duchschnittseuropäer rund 10.000 Gegenstände. Ich weiß nicht, ob diese Zahlen wirklich stimmen. Sie tauchen in allen möglichen Beiträgen auf, aber leider immer ohne Quellenangabe. Wenn sie stimmt, dann ist das unglaublich irre.

Auch wir waren ein Haushalt, mit vielen Gegenständen. Wie viele es waren und heute noch sind, weiß ich nicht. Was ich aber sicher sagen kann ist, dass wir unseren Besitz stark reduziert haben. Seitdem ich (und ich spreche in diesem Sinne auch für Freddy) meine Einstellung auf meinen Besitz verändert habe, beschämt es mich, an meine frühere Haltung in Bezug auf meinen Konsum zurückzudenken.

Alles fing damit an, dass mich ein Gefühl der Enge und Unzufriedenheit in unseren vier Wänden überkam. Ich empfand unser Häuschen als zu voll und eng. Aber was steckte dahinter? Ich hatte das Gefühl, dass wir mehr Platz brauchten, mehr Ordnung. Also reduzierten wir und brachten mehr Klarheit in unser Wohnkonzept – und die Veränderung nahm seinen Lauf.

Hier kannst du einige Beiträge dazu nachlesen: Minimalismus.



Wer viel besitzt, lebt in Sicherheit und ist wohlhabend?

Es ist gar nicht so leicht sich einzugestehen, dass für mich Konsum mit der Emotion Befriedigung verknüpft war. Ich verspürte dadurch ein Gefühl der Sicherheit. Besitz war für mich gleichzusetzen mit Wohlstand. Und damit überfraß ich mich am Konsum – wie viele andere Menschen auch.

Aber was von diesen Gegenständen war wirklich wichtig? Oft verloren die Dinge nach einiger Zeit ihren Reiz und wurden wieder verkauft. Manche Kleidung lag ungetragen im Schrank und vegetierte so vor sich hin.

Mein Lesetipp: Meine Capsule Wardrobe – mehr Minimalismus im Kleiderschrank 

Gegenstände, allen voran Deko, sammelten sich weiter an und wurden nicht genutzt. Das Resultat war, dass ich dachte, dass wir ein größeres Haus bräuchten und zu wenig Platz hätten. Dabei wurde dann beim Kauf auch nicht auf Qualität, sondern nur auf den günstigsten Preis geachtet. Natürlich waren einige Dinge reinster Schrott. Ich sprang, wie Freddy, oft auf Angebote an. Dann wurde Dinge gekauft, nur weil sie günstig oder reduziert waren, für den Fall, dass man sie mal gebrauchen könnte oder weil wir sie einfach schön fanden. Tja, und so wurde unser Haus langsam aber sicher immer voller. Nein nein, natürlich lebten wir in keinem Messi-Haushalt, bei weitem nicht! 😉 Aber es gab so viel Kram, den wir überhaupt nicht nutzten, der einfach nur herumlag und Platz wegnahm.

Fiese, kleine Hormon-Monster

Je nach Phase des monatlichem Zyklus fühlte ich mich unwohl – und kaufte dann wieder Kleidung, um mich besser zu fühlen. Diese landete jedoch schnell im Schrank und wurde nicht getragen. Oft waren das auch Kleidungsstücke, die gar nicht zu mir passten oder nicht mein Stil waren, aber an anderen Frauen unfassbar toll aussahen. Das wollte ich auch!
Heute ist das anders, aber das war ein Prozess bis da hin. Heute kann ich es annehmen, mich nicht immer gut zu fühlen. Es ist normal, es gehört dazu und ist in Ordnung. Das sind die Hormone, das geht wieder weg. 😉

Und dann schwammen wir gegen den Strom

Und ab hier schreibe ich bewusst von uns. Wir haben uns gemeinsam auf diesen Weg begeben und gehen ihn weiter zusammen. Unser Mindset änderte sich zunehmend, je mehr wir unseren Besitz verkleinerten (wie wir da vorgegangen sind und weiter vorgehen, kannst du hier gut nachlesen: Minimalismus in der Familie: So misten wir langfristig aus). Insbesondere unsere Das Ergebnis: Minimalismus-Challenge: 31 Tage, 4 Personen, 1 Challenge veränderte uns nachhaltig. Je mehr wir aussortierten und uns reflektierten, desto erschütterter wurden wir. Das waren wir? Wie viel Geld haben wir zum Fenster heraus geworfen? Wie viele Dinge besaßen wir, die wir gar nicht brauchten? Es war ein Schock. Wir haben uns geschämt. Was hätten wir alles mit dem Geld machen können?! Aber alles „hätte, hätte Fahrradkette“ nützt uns nichts. Für eine nachhaltige Veränderung waren und sind diese Gefühle wichtig. Aber es bringt uns nicht voran, nur an das Vergangene zu denken. Deshalb nehmen wir diese einprägende Erfahrungen mit, um es jetzt anders zu machen.


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gemeinsame Challenges – sei dabei!

Je zwei Mal im Jahr bieten wir gemeinsame Challenges an:

Eine No-Buy-Challenge, in dem ein Monat lang nichts außer der Reihe gekauft und dem Konsum widersagt wird und eine 31-Tage-Minimalismus-Challenge, in der wir 31 Tage lang gemeinsam intensiv ausmisten.

Sei beim nächsten Mal direkt dabei und begib dich auf einen neuen Weg!


Weniger ist Mehr

Seitdem wir weniger besitzen – und wahrscheinlich ist es immer noch zu viel – fühlen wir uns besser. Wir fühlen uns bodenständiger, vielleicht auch geerdet? Mir fällt dafür kein richtiges Wort ein. Unsere Zimmer sind organisiert und stehen nicht mehr mit Prüddel und allerlei Kram voll. Wenn wir einen Raum in unserem Häuschen betreten, fühlen wir uns direkt wohl. Unsere Zimmer sind klar, natürlich (viel Holz) und warm gestaltet. Wir werden nicht erdrückt, sondern fühlen uns in unseren Räumen frei.

Keine Lust mehr auf Shoppingtouren

Früher sind wir oft zum Shoppen in die Stadt gefahren, einfach so. Vielleicht, weil es sich so gehörte. Vielleicht, weil man es von früher so kannte. Vielleicht, weil man dazugehören wollte. Und es war immer anstrengend. Die vielen Menschen, die Hektik, der Konsumwahn. Natürlich haben wir uns damals gefreut, wenn wir ein Schnäppchen gemacht haben, aber der Stress vom Shoppen selbst hallte nach. Heute machen wir das nicht mehr. Mittlerweile ist es auch so, dass wir Mainstream Kleidungsgeschäfte und Billigläden gar nicht mehr betreten wollen. Es hat sich ein Widerstand in uns entwickelt, der uns daran hindert, dort einzukaufen

Lesetipp: Dokumentation The True Cost – Darum solltest du deinen Kleidungskonsum überdenken, Plastikatlas 2019 – Zahlen & Fakten zum Plastikwahn).

Es ist nicht so, dass wir keine Konsumwünsche haben. Die haben wir weiterhin. Ich glaube, dass das auch normal ist. Aber sie sind wenig geworden. Sehr viel weniger. Das mag auch daran liegen, dass wir kaum noch in die Stadt fahren und uns triggern lassen (und wenn wir fahren wissen wir, was wir brauchen und fahren nur dafür hin), jegliche Prospekte abgemeldet haben (Müll sparen!) und auch keine Werbeemails mehr erhalten. Wir geben den Wünschen auch nicht mehr sofort nach, sondern warten erst einmal. Zuerst überlegen wir immer, ob wir es wirklich brauchen und ob uns dieser Gegenstand glücklich macht. Dann haben wir in einem zweiten Schritt eine Liste, in der wir unsere Wünsche eintragen. Oft vergessen wir sie dann und erinnern uns erst an den Wunsch, wenn wir uns die Liste mal ansehen. Dann wird der Wunsch von der Liste gelöscht, weil es kein tiefer Herzenswunsch gewesen ist.

Qualität statt Quantität

Mittlerweile kaufen wir keine Schrottprodukte mehr, sondern achten auf Qualität. Billigkram kommt uns nicht mehr ins Haus. Wir kaufen nur noch das, was wir wirklich brauchen und wollen. Und was wir selber machen können, machen wir auch selbst. Am liebsten aus alten Gegenständen (z. B. herumliegendes Holz), die wir nicht mehr brauchen.

Das bezieht sich auch auf Kleidung. Wir kaufen Kleidungsstücke nur noch, wenn wir ein altes Kleidungsstück, weil es nicht mehr zu reparieren ist, ersetzen müssen. Entweder greifen wir auf Second-Hand-Kleidung zurück (weil die Kleidung schon vorhanden ist und nicht neu produziert werden muss) oder kaufen Fairtrade und nachhaltige Kleidung. So wissen wir bei letzterem, dass die Menschen bei Herstellung nicht ausgebeutet werden. Außerdem soll unsere Kleidung plastikfrei sein, was natürlich auch mehr kostet.

Die Gegenstände die wir jetzt besitzen, hegen und pflegen wir, weil wir sie wirklich gerne besitzen und uns etwas bedeuten. Und das ist einfach ein tolles Gefühl.

Wie sieht es bei dir aus?

Lieben Gruß,
Jani

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9 Gedanken zu „Minimalismus: Wie sich unsere Einstellung auf unseren Besitz verändert hat“

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  4. Hey super Beitrag! 🙂

    Auch ich lebe zunehmend minimalistischer. Ich kaufe nur noch die Dinge, die mir Freude oder einen Nutzen bieten, auch wenn viele das in meinem Freundeskreis nicht verstehen und mich Geizkragen nennen.

    Ich fühle mich inzwischen mit wenigen Dingen besser als noch vor einiger Zeit mit sehr vielen Gegenständen. Zudem spare ich viel Geld durch den Minimalismus, welches ich investieren kann und somit noch mehr Freiheit bekomme.

    Viele Grüße
    Renditegeier

  5. Ein ganz toller Artikel. Es geht mir ziemlich ähnlich und ich bin noch immer mitten im Prozess des Loslassen. Aber es fällt mir gar nicht schwer und mit meiner Wunschliste konsumiere ich so wenig wie nie zuvor. So habe ich viel mehr Platz und Geld übrig, habe mehr Zeit, weil ich weniger arbeiten muss und kann lesen, spazieren und Freunde treffen. Da sollte jeder mal ran 🙂

  6. Ein sehr guter Artikel! Ich beschäftige mich ebenfalls oft mit unserem Konsum und frage mich, wieso wir immer so viel Zeug haben… Ich denke, als Kind hatte man tatsächlich nicht viel, deswegen wäre es ein Unding gewesen, etwas wegzuwerfen. Und nachher in Ausbildung und Studium musste man auch mit wenig Geld haushalten, zudem hatte ich auch da wirklich nicht viel. Zwei Teller, zwei Tassen, einen Kochtopf… So fiel es anfangs nicht weiter auf, etwas dazu zu kaufen und als ich mit meinem Mann zusammenzog, hatten wir für uns zwei eine große Wohnung. 60 Quadratmeter! Die konnte man gut füllen, ohne das es auffiel. Nur: als wir dann Eltern wurden, fehlte der Platz. Waren die 60 Quadratmeter zu klein? Oder hatten wir zu viel Zeug? Vielleicht beides, aber das Entrümpeln hat auf jeden Fall geholfen 🙂 Shopping-Trips mache ich nur noch selten und wenn, dann mit klaren Zielen, was ich kaufen möchte. Oder ich bummel durch die Geschäfte, kaufe aber nix. Das bringe ich inzwischen auch gut 😀

    1. Stimmt, es fiel nicht auf, wenn man sich etwas dazu kaufte. Man kaufte einfach….
      Uns super, dass du das mit dem Shopping auch so gut hinbekommst. Ich finde das stark! 🙂

      Ganz lieben Gruß,
      Jani

  7. Liebe Jani, lieber Freddy, ein sehr, sehr guter Artikel, finde ich! Danke für den Denkanstoß. Ich selbst lebe zu weiten Teilen auch schon ziemlich minimalistisch – wenn man das in unserer großen Wohnung, die wir (meist) nur zu zweit nutzen, so sagen kann… was mir auffällt: die Spielzeugflut, die das Kinderzimmer meines Sohnes inzwischen „verstopft“. Ich selbst habe davon nur einen Bruchteil gekauft, der Rest sind „Mitbringsel“ von Freunden und Verwandten und sonstige Geschenke. Nur mit einem Bruchteil davon spielt er wirklich regelmäßig. Das macht mich gerade schon nachdenklich!… Herzlichen Gruß, Sarah

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