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Perfekt nachhaltig und minimalistisch leben mit Familie und Leidenschaften?

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Zuletzt aktualisiert am 20. September 2024

Ein Thema, das uns immer wieder begegnet, ist der Perfektionismus in einer nachhaltigen und minimalistischen Lebensweise. Insbesondere Kritikerïnnen halten einem immer wieder vermeintliches Fehlverhalten vor, wenn man etwas mal nicht nachhaltig oder minimalistisch macht. Es folgen Sprüche wie: „Wie, du fährst Auto? Ich dachte, du lebst nachhaltig?“, „Wieso hast du ein Handy mit WhatsApp? Warum haben Minimalistïnnen ein Handy?“, „Wieso lebst du nur vegetarisch und nicht vegan, wenn dir Tiere so wichtig sind?“, „Wieso magst du Motorsport, wenn du nachhaltig leben willst?“…. Sie suggerieren, dass es nur ganz oder gar nicht gibt.

Manche Sprüche sind so hanebüchen, dass man darüber nur die Augen verdrehen kann. Auf sowas gehen wir aber gar nicht mehr ein. Die Liste ließe sich noch weiterführen, doch soll es darum in diesem Artikel gar nicht gehen. Vielmehr möchten wir heute einen friendly reminder in die Welt senden und Druck rausnehmen:

Du musst nicht perfekt nachhaltig und minimalistisch leben. Es sind die vielen kleinen Schritte, die zählen.

– Janina & Frederik

nachhaltig und minimalistisch perfekt leben


Perfektion führt zu Druck und Stress

Es sind die vielen kleinen Schritte, die zählen. Wenn du perfekt nachhaltig und minimalistisch leben willst, setzt du die Messlatte extrem hoch an und das führt zu Druck. Wenn du – in deinen Augen – mal nicht nachhaltig und/oder mininalistisch handelst, machst du dir sofort einen Kopf, bekommst ein schlechtes Gewissen und negative Gefühle und ganz allgemein nagt das alles an dir. Der Druck führt dann zu Frustration und Überforderung, weshalb du schnell aufhören und sagen wirst: „Das Ganze ist nichts für mich!“ Und das ist ja genau das Gegenteil von dem, was z.B. Minimalismus bewirken soll: Es soll dich entspannen und zu einer Entschlackung und weniger Stress im Leben führen.

Was ist eigentlich ein perfektes minimalistisches und nachhaltiges Leben?

Diese Frage, was Perfektion in Sachen Minimalismus und Nachhaltigkeit ist, stellen wir uns immer wieder, insbesondere dann, wenn wir uns reflektieren oder die o.g. Sprüche lesen. Was ist eigentlich ein „perfektes“ nachhaltiges und minimalistisches Leben? Wer sagt, was richtig und was falsch ist?

Muss ich, um perfekt nachhaltig und minimalistisch zu leben, 

  • jeglichem Konsum widersagen? 
  • sämtliches Gemüse und Obst selbst anbauen und immer frisch kochen?
  • Darf ich mir nie wieder etwas kaufen, weil ich es nicht brauche, obwohl es mich aber sehr glücklich macht?
  • Darf ich kein Auto mehr fahren und nur Bus und Bahn nutzen, auch wenn das für mich eine viel längere Fahrt und/oder viel mehr Aufwand bedeutet? 
  • Darf ich kein Plastik mehr kaufen und muss möglichst viel selbst machen, auch wenn ich keine Zeit oder kein Geld dafür habe? 
  • Darf ich keine Festivals oder Partys mehr besuchen, obwohl mir das richtig viel Spaß macht und gut tut?
  • Darf ich keinen Leidenschaften/Hobbys mehr nachgehen und muss welche aufgeben?
    Wobei sich da Minimalismus und Nachhaltigkeit beißen können, weil Minimalismus den Fokus auf Leidenschaften legt und manche Leidenschaften nicht unbedingt nachhaltig sind. Doch dazu gleich mehr.

Wir glauben, dass wir uns meist selbst diese Bestimmungen auferlegen. In manchen Fällen kommen sie auch von außen von Menschen, die uns sowieso nicht wichtig sind oder die sich über die Verunglimpflichung von anderen Lebensweisen/Menschen profilieren oder von ihrem eigenem schlechten Gewissen ablenken wollen.

Sagen wir es mal ganz offen: Ein „perfektes“ nachhaltiges und minimalistisches Leben ist unrealistisch. Perfekt bedeutet ja auch, keine Fehler zu machen. Wir sind aber Menschen und machen alle Fehler. Also ist die Perfektion eine Utopie.

Es geht nicht um „ganz oder gar nicht“

Wir leben alle in unterschiedlichen Lebenswelten mit unterschiedlichen Bedingungen, Voraussetzungen, Möglichkeiten Interessen und Leidenschaften. Was für den einen möglich und selbstverständlich ist, ist für den anderen unmöglich: Vielleicht nutzt du einen Wäschetrockner, weil du in einer Großfamilie lebst und keinen Platz hast, die Wäsche regelmäßig und schnell zu trocknen? Vielleicht hast du auch gesundheitliche Einschränkungen, die es dir erschweren, Wäsche aufzuhängen? Vielleicht lebst du auch auf dem Land und bist auf ein Auto angewiesen, weil der ÖPNV schlecht ist und die Fahrten mit dem Rad zu lang? Vielleicht hast du Kinder oder eine/n Partnerïn, denen Minimalismus und/oder Nachhaltigkeit (noch) nicht so wichtig sind und sich deshalb immer wieder Zeug ansammelt…

Dabei ist es auch schlichtweg nicht möglich, verschiedene Leben miteinander zu vergleichen. Es gibt hier kein „Entweder-oder“ und kein „ganz oder gar nicht“. Es gibt so viele Nuancen und Facetten, so viele Möglichkeiten und so vieles, was nicht möglich ist. Und seinen wir mal ehrlich: Es gibt auch Punkte, die man nicht verändern möchte, obwohl man es könnte, weil sie einem lieb und wichtig sind. Und das ist vollkommen okay!

Minimalismus und Nachhaltigkeit müssen Freude machen

Das allerwichtigste ist, dass dir Nachhaltigkeit und Minimalismus Freude bereiten. Wenn du dich für ein nachhaltiges und minmalistisches Leben geißeln musst oder bei vermeintlichen „Fehlern“ (die du dir evtl. selbst auferlegst und bewertest oder von außen eingeredet bekommst) traurig wirst und zweifelst, dann hast irgendwann keine Lust mehr. So einfach ist das. Daher mach es so, wie es für dich richtig ist und was du auch umsetzen und vor allem durchhalten kannst.

Was wir gemerkt haben:

Die großen Schritte beginnen im Kleinen. Jede Veränderung, jeder Schritt führt zu neuen Erkenntnissen und neuen Wegen. Durch diese Reise beginnt eine nachhaltige innere Veränderung, die man auch durchhalten kann und hinter der man steht. 

Janina & Frederik

Manchmal beißen sich Minimalismus und Nachhaltigkeit

Wir haben es eben schon angedeutet. In der Regel stehen für uns Minimalismus und Nachhaltigkeit im Einklang und gehen miteinander einher. Sie sind für uns persönlich untrennbar miteinander verbunden.
Doch wenn wir ehrlich sind, kommt es da auch manchmal zu inneren Konflikten. Bei uns kommen diese inneren Konflikte im Familienleben vor, aber auch bei dem Thema Leidenschaften.

Minimalismus und Leidenschaften/Hobbys

Nehmen wir die Leidenschaften

  • Sammeln und
  • Motorsport.

Minimalismus bedeutet auch, seine Leidenschaft zu entdecken, Hobbys nachzugehen und Zeit für ebendiese zu haben. Sich auf das zu konzentrieren, was einen glücklich macht. Eine Sammelleidenschaft passt aber in der Regel nicht zu Minimalismus und das Hobby Motorsport beispielsweise nicht zu einem nachhaltigen Leben. Da kann es durchaus zu Gewissensbissen und inneren Zwiespälten kommen.

Minimalismus und Nachhaltigkeit im Familienleben

Aber auch im Familienleben sind Nachhaltigkeit und Minimalismus nicht immer einfach zu vereinbaren. Ein Leben mit Kindern stellt einen in verschiedenen Bereichen immer wieder vor Herausforderungen. Kinder haben Wünsche, Kinder messen sich mit anderen Kindern, es gibt vielfältige Anforderungen von Außen. Tja, und nun? Im Familienleben kann das bedeuten, die Kinder stark zu machen, sich selbst als Eltern stark zu machen, sich seinen Werten, Bedürfnissen und Wünschen bewusst zu werden und zu diesen zu stehen. Klingt in der Theorie einfach, ist es in der Praxis aber oft nicht. Aber das ist ein Ansatz, den man sinnvollerweise verfolgt wird und der ehrlicherweise nie abgeschlossen ist.

Aber was kann man sonst noch tun?

Hier noch ein paar interessante Artikel zum weiterdenken:
Mit Ausmisten allein ist es nicht getan – Minimalismus, Psyche & Bedürfnisse
Das Streben nach Mehr – über Scheinbedürfnisse, innere Leere und Minimalismus
Die 4 Schritte zum erfolgreichen Ausmisten und Aufräumen
Fast Fashion und Altkleider – was passiert mit den aussortierten Kleidungsstücken?
Wie nachhaltig sind Periodenprodukte wie Tampons, Binden, Periodenslips und Menstruationstassen?
Alternativen zu Backpapier – Sind Backmatten eine nachhaltige Alternative?

Kompromisse finden

Eine weitere (vor allem entspanntere und leichter umsetzbare) Möglichkeit sind Kompromisse. Es gilt, das Familienleben, Hobbys und Leidenschaften (und andere innere Zwiespälte) so zu gestalten , dass man dies mit seinem Gewissen vereinbaren und gut damit leben kann:

Die Familie bestimmt unser ganzes Leben. Wir leben mit Menschen zusammen, die allesamt zwar Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede haben. Wir lieben diese Menschen und wollen glücklich mit ihnen zusammenleben. Es macht also keinen Sinn, seine eigene Meinung/Haltung auf Biegen und Brechen durchzusetzen, wenn etwas vermeintlich nicht nachhaltig oder minimalistisch genug ist. Daher ist es wichtig, mit der Familie zu sprechen und bei inneren Konflikten oder unterschiedlichen Ansichten/Haltungen/Meinungen Kompromisse zu finden.

Leidenschaften und Hobbys sind ebenso wie der Familienfrieden wichtig für das Seelenheil. Es macht keinen Sinn, diese über Bord zu werfen, nur weil man nachhaltig und/oder minimalistisch leben will, weil es einen dann traurig macht oder einem etwas fehlt. Wenn deine Leidenschaften nicht nachhaltig und/oder minimalistisch sind, dann kannst du schauen, in wie weit du sie entsprechend anpassen und gestalten kannst.

Du hast andere Bereiche, in denen du nachhaltig und/oder minimalistisch lebst

Du hast bestimmt Bereiche, in denen du es besser/nachhaltiger/minimalistischer machst. Hier mal ein paar Beispiele:

Dir fällt da bestimmt noch mehr ein. All diese Punkte werden nicht immer perfekt gelingen und man wird auch mal Ausnahmen machen. Aber es ist die Summe, die es ausmacht. Wenn du deinen Alltag und deine Lebensweise stetig reflektierst und in verschiedenen Bereichen Nachhaltigkeit und Minimalismus implementierst, machst du schon verdammt viel – und darauf kannst du stolz sein! Schließ den Perfektionismus im Schrank ein und lebe so, wie es für dich (und deine Familie) richtig ist – ganz ohne Druck, unperfekt und dafür mit viel Freude.

Viele Grüße,
Janina & Frederik

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2 Gedanken zu „Perfekt nachhaltig und minimalistisch leben mit Familie und Leidenschaften?“

  1. Hallo ihr 2!
    Der Artikel spricht mir voll aus der Seele. Locker lassen und nicht verbissen irgendwas erwingen. Mit Herz und Verstand geht´s leichter und man erreicht trotzdem einiges.
    Danke für den Artikel,
    Sibylle

  2. Sehr schöner Artikel, vor allem für vermeidliche Perfektionisten! Wenn viele etwas im Kleinen verändern, kann das mehr bewirken, als wenn wenige perfekt handeln. Was hilft ein Veganer dem Tierwohl, wenn ihm 100 Menschen gegenüber stehen, die täglich Fleisch und Wurst essen. Und bloß wegen einem Fehltritt die Flinte ins Korn zu werfen, wäre ja auch nicht im Sinne von Nachhaltigkeit und Minimalismus.

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