Zuletzt aktualisiert am 20. September 2024
Minimalismus gehört mittlerweile fest zu unserem Leben. Über die Jahre hinweg haben wir unser zu Hause optimiert. Wir haben umgestellt, umgebaut und wegrationalisiert. Von einem bunten Allerlei haben wir unsere Einrichtung heller und natürlicher gestaltet, ganz im Sinne eines skandinavischen Wohnstils. Früher haben wir Schränke gekauft, um unseren Kram unterbringen zu können und mehr Stauraum zu schaffen. Seit etwa zwei Jahren verschwinden diese Schränke nach und nach, weil wir kontinuierlich konsequent und gründlich aussortieren. Wir brauchen diesen zusätzlichen Stauraum nicht mehr. Irgendwas veränderte sich damals in uns, wir konnten es aber noch nicht genau definieren, es war ein unmerklicher Prozess. Über Minimalismus haben wir uns damals, als unsere Veränderung anfing, noch keine Gedanken gemacht. Jetzt aber wissen wir, dass sich hinter unterer Veränderung eine minimalistische Haltung verborgen hat. Deshalb möchten wir dir in diesem Beitrag zeigen, wie wir langfristig ausmisten und dadurch als Familie minimalistischer leben.
An dieser Stelle empfehlen wir dir unsere Beiträge zu unserer Minimalismuschallenge aus Januar 2019 und unsere weiteren Beiträge zum Thema Minimalismus in der Familie.
Wir beschränken uns beim Ausmisten, im Gegensatz zu manch anderen Minimalisten, nicht auf eine bestimmte Anzahl an Gegenständen. Wir haben so viele Gegenstände, wie wir sie als Familie brauchen. Uns ist sehr wichtig, dass wir keinen unnötigen Kram besitzen und anschaffen. Und dabei kommt es eben nicht auf eine bestimmte Anzahl an, sondern auf das persönliche Empfinden. Es gibt kein Richtig und kein Falsch! Es geht hierbei um dich und um deine persönlichen Lebensumstände.
Bea Johnson ist die Königin des Zero Waste und empfiehlt eine 5-R-Formel als Richtlinie, die mittlerweile zu unserer Haltung geworden ist. Hier kommst du zum Video von ihr, hier zum Beitrag von uns Die 5 R’s von Zero Waste.
Refuse – eine neue innere Haltung
Alle fünf Schritte erfolgen nacheinander. Der Anfang beginnt also damit, Unnötiges zu vermeiden und seine innere Haltung zu verändern. Dazu gehört, sich von Überflüssigem aus der Wohnung zu befreien und eine erneute Anhäufung durch den Stop von unnötigen Konsumkäufen zu vermeiden. Dieser Schritt kommt nicht von Heute auf Morgen, sondern wird nach und nach zur Lebenseinstellung. Je mehr du dich von Dingen trennst, je mehr Käufen du widerstehst, desto mehr verändert sich deine innere Haltung.
Kommt dir die folgende Situation bekannt vor: Du stehst im Supermarkt oder woanders und siehst tolle Teile, die du wirklich richtig cool findest, haben möchtest, aber oft nicht wirklich brauchst. Wenn wir damals in der Anfangszeit in eine solche Situation gekommen sind, stellten wir uns die Fragen, ob wir es wirklich brauchen und ob es uns glücklich macht. Nach Beantwortung der beiden Fragen, bleiben die Sachen dann liegen. 😉 Manchmal hilft es auch eine Nacht darüber zu schlafen. Am nächsten Morgen ist der Wunsch meist vergessen. Heute brauchen wir das nicht mehr, hat uns aber am Anfang sehr geholfen.
Irgendwann lässt du dich gar nicht mehr vom Konsum locken, all die Produkte werden dir egal. Aber hab hier Geduld, alles braucht seine Zeit. Lang tradierte Einstellungen und Gewohnheiten kann man oft nicht schnell ablegen. Sei gnädig mit dir und reflektiere dich, dann wird das gut werden. Sollte dich der Drang nach Shoppen und Konsumkäufen überkommen frag dich, warum du diesen Drang verspürst: Liegt es daran, dass es dir nicht gut geht? Bedrückt dich irgendwas? Möchtest du dich durch den Kauf besser fühlen? Manchmal hilft ein genaues hineinschauen und hinterfragen, um Gewohnheiten zu verändern.
Falls du Kinder hast, ist das an Geburtstagen und Weihnachten nicht immer ganz so einfach mit der Verwandtschaft. Da hilft nur reden, reden und reden – auch wenn es sich manchmal unangenehmem anfühlen kann. Schließlich möchte die Verwandtschaft einem ja nichts Böses, sondern etwas Gutes! Das stellt uns immer wieder vor neuen Herausforderungen.
Ausmisten – deine ganz persönliche Entscheidung
Um deine Haltung zu verändern, gehört eine Reduzierung von unnötigem Besitz. Dieser Schritt ist eine ganz neue Erfahrung, der dich an die Grenzen bringen kann. Warum? Unterschiedliche Gefühle werden beim richtigen und konsequenten Ausmisten hervorgerufen. Es kann weh tun, dich von alten Dingen zu trennen und es kann dich auch überfordern. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die nicht immer leicht sind. Auf der anderen Seite kann es sehr befreiend wirken, sich von Altlasten zu trennen und neue Energie gewonnen werden. Und ja, wir wissen wovon wir reden. Im Januar haben wir eine intensive 31-Tage-Minimalismus-Challenge gemacht, die echt hart war, aber unheimlich geholfen hat. Die Beiträge dazu kannst du hier nachlesen: Das Ergebnis: Minimalismus-Challenge: 31 Tage, 4 Personen, 1 Challenge.
gemeinsame Challenges – sei dabei!
Je zwei Mal im Jahr bieten wir gemeinsame Challenges an: Eine No-Buy-Challenge, in dem ein Monat lang nichts außer der Reihe gekauft und dem Konsum widersagt wird und eine 31-Tage-Minimalismus-Challenge, in der wir 31 Tage lang gemeinsam intensiv ausmisten.
Wie du vorgehst, ist deine ganz persönliche Entscheidung, die dir niemand vorgeben kann. Es gibt die Menschen, die am liebsten alles sofort loswerden wollen und die, denen das Trennen eher schwer fällt und nicht so recht wissen, wie sie anfangen sollen. Einen Tipp, den wir dir mitgeben wollen ist: Bleib ruhig und entspannt. Jeder Mensch, jede Familie, jede Wohnung, jedes Leben ist anders. Es gibt auch hier kein Richtig und kein Falsch. Mach es so, wie es sich für dich gut anfühlt. Ganz einfach, oder? 😉
Wie wir es gemacht haben
Und jetzt kommen wir dazu, dir unseren Weg vorzustellen. Wir möchten die zeigen, wie wir uns von Überflüssigem getrennt haben und auch heute noch trennen. Genau wie bei der Meine Capsule Wardrobe – mehr Minimalismus im Kleiderschrank ist Ausmisten ein langer Weg, bis man am Ziel angekommen ist. Wie wir es gemacht haben und heute noch machen, ist für uns der passende Weg. Vielleicht magst du es auch ganz anders?! Wir wollen dir nur aufzeigen, wie es gehen kann, nicht wie es sein muss.
Schritt 1: radikales Ausmisten
2018 setzten wir uns dann erstmalig bewusst mit dem Thema Minimalismus auseinander und sortieren in größerem Stil aus. Unsere Beiträge aus 2018 zum Minimalismus als Familie: unsere Küche oder Minimalismus – es geht in eine neue Phase zeigen ganz wunderbar unsere Anfänge. Wir haben einfach drauf losgelegt und ausgemistet. Dabei haben wir immer auf unser Gefühl gehört und so gehandelt, wie es sich gerade für uns richtig anfühlte. Viel Literatur zum Ausmisten haben wir nicht gelesen.
Wie sich unsere Küche im Laufe der Jahre verändert hat, kannst du auch hier nachlesen: Minimalismus in der Küche: Unsere neue Küche mit Tipps für mehr Nachhaltigkeit
Im Januar 2019 haben wir dann die bereits erwähnte Das Ergebnis: Minimalismus-Challenge: 31 Tage, 4 Personen, 1 Challenge durchgeführt, in der wir 1830 Gegenstände aussortiert haben. Im Rahmen der Challenge haben Freddy, ich (Jani) und unsere jüngste Tochter an Tag 1 je ein Teil aussortiert, an Tag 2 zwei Teile, an Tag 3 drei Teile …… aussortiert. Wir sind jeden Raum durchgegangen und haben geschaut, was wir brauchen und was nicht.
Wir haben Schränke komplett ausgeräumt und jedes Teil genau betrachtet und uns dabei die beiden Fragen gestellt. Wir haben drei Stapel gemacht: Möchte ich behalten, kann weg, bin unsicher.
Die Teile, die wir noch benötigen, wurden kategorisiert und sortiert zurückgestellt, alles andere kam auf unseren Stapel mit den aussortierten Sachen.
Das Ausräumen und jedes Teil in die Hand zu nehmen, ist dabei sehr wichtig. Es bringt nichts, nur einfach einen Blick ins Regal zu werfen. Erst wenn man die Gegenstände ausgeräumt sieht, in der Hand hält und dadurch ins Nachdenken kommt, kann man wirklich aussortieren.
Was dabei alles zum Vorschein kam, hat uns überrascht und auch ein bisschen traurig gemacht. Uns wurde bewusst, wie viel Geld wir in den letzten Jahren für für uns unnützes Zeug aus dem Fenster geworfen haben.
Es gab so viel, dass für uns persönlich keinen Wert mehr besaß und wir nicht mehr gebrauchen konnten. Viele Dinge standen einfach nur rum, manche Dinge lagen in irgendwelchen Ecken versteckt und uns war nicht einmal bewusst, dass wir diese Dinge noch besaßen.
Zum Wegwerfen waren viele Dinge viel zu schade und das ist auch für uns nicht der Sinn hinter dem Ausmisten und einem nachhaltigen Leben. Manche Dinge haben wir verkauft, manche an Freunde und Familie verschenkt, manche an Institutionen gespendet und ab und an kamen defekte Dinge in den Müll.
Es hat uns so viel Freude gemacht, Gegenstände zu verschenken und anderen Menschen damit eine Freude zu machen und etwas Gutes zu tun.
Verändere dein Mindset
Um sich von derart vielen Gegenständen konsequent trennen zu können, bedarf es eine Veränderung deines Mindsets.
- Dein Besitz macht dich als Mensch nicht aus.
- Du hast es nicht nötig, dich über Gegenstände zu definieren.
- Viel zu besitzen macht dich nicht glücklich.
Zu viel Besitz kann lähmen. Er muss gehegt und gepflegt werden, kostet Geld und nimmt viel Platz ein. Das kann zur Überforderung und negativen Gefühlen führen – und das muss nicht sein.
Wenn du dein Mindset änderst, hast du einen wichtigen – wenn nicht sogar den wichtigsten Schritt – auf deinem Weg in ein minimalistischeres Leben getan.
Bei uns hat sich dieses Mindset so verinnerlicht, dass wir mittlerweile eine innere Verweigerung spüren, etwas zu kaufen. Mit Kindern ist es natürlich so, dass immer mal wieder etwas anfällt. Aber wir misten regelmäßig die Kinderzimmer aus und nehmen jährlich am Flohmarkt teil, um nicht mehr benötigte Kleidung und Spielzeug loszuwerden. Dadurch hat sich das Mindset unserer Kinder ebenfalls verändert. Insbesondere unsere jüngste Tochter kauft kaum noch Dinge und möchte kaum noch etwas haben. Ihr sind gemeinsame Zeit und Ausflüge viel wichtiger geworden. Sie legt sehr wenig Wert auf neues Spielzeug. Wenn sie sich Spielzeug kauft, denkt sie vorher genau darüber nach. Ihre Kleidung kaufen wir Second Hand und sie findet es ziemlich cool, weil sie weiß, wie Kleidung produziert wird und was die Produktion FastFashion mit den Arbeiter:innen und der Umwelt machen.
Kennst du schon unser Buch „Küche ohne Schnickschnack – Lifehacks für deine minimalistische und nachhaltige Küche“?
Schritt 2: Mit offenen Augen durch die Wohnungen gehen und eine Kiste anlegen
Diese konsequente 31-Tage-Minimalismus-Challenge hat uns an unsere Grenzen gebracht und es sind uns dabei natürlich immer noch wieder Gegenstände durch die Lappen gegangen.
Es gibt immer noch Dinge, bei denen wir unsicher sind, ob wir sie noch brauchen oder nicht. Diese Gegenstände legen wir, wenn sie uns auffallen, in eine Kiste und stellen sie zur Seite. Nach einiger Zeit holen wir die Kiste hervor, bemerken dann, dass wir sie wirklich nicht mehr brauchen und sortieren sie dann aus. Witzigerweise fällt es den Familienmitgliedern oft nicht auf, wenn ich (Jani) Gegenstände aussortiert habe. 😉
Hierbei gehen wir nicht systematisch vor, sondern lassen uns von unseren Gefühlen und von der Lust leiten. Nachdem es jetzt ins Eingemachte geht und unnötige Gegenstände nicht mehr sofort sichtbar sind, reichen uns die Fragen „Macht es mich glücklich“ und „Brauche ich es wirklich“ nicht mehr aus, weshalb wir sie um die Fragen
- Wie lange nutzen wir diesen Gegenstand schon nicht mehr?
- Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir ihn doch noch mal nutzen?
- Haben wir mehrere dieser Gegenstände?
ergänzen.
Die aussortierten Gegenstände verkaufen, verschenken und spenden wir wieder. Auch wenn wir diese Dinge nicht mehr benötigen, so können sie anderen Menschen eine große Freude machen und dort „weiterleben“. Das ist doch viel schöner, als wenn die Gegenstände einfach nur ungenutzt herumliegen, oder?
Mittlerweile haben wir das Gefühl, auf mehr Fläche zu wohnen, obwohl diese natürlich nicht mehr geworden ist. Es ist heller und luftiger geworden, wir haben mehr Platz zur Verfügung, weil nicht mehr so viel rumsteht. Außerdem ist das Aufräumen im Haus so viel einfacher geworden. Was uns aufgefallen ist: Bei uns sorgen lose Gegenstände, die keinen festen Ort haben und nirgendwo richtig hingehören, schnell für Chaos, weil sie auf irgendwelchen Ablagen oder in Schubladen liegen oder gar den Fußboden zumüllen (eher im Kinderzimmer 😉 ). Da schauen wir mittlerweile auch genau hin, ob wir diese Dinge wirklich brauchen.
Es ist und bleibt ein langer Prozess. Wichtig ist, dass keine neuen unnützen Dinge angeschafft werden, aber da können dir die oben genannten 5 R’s gut helfen. Die ersten drei Schritte für den Anfang haben wir dir hier noch einmal kurz zusammengefasst:
- Sortiere aus aus, was du nicht mehr brauchst. Trenne dich von unnötigen Gegenständen.
- Schaffe keine neuen unnötigen Gegenstände an und beschränke dich beim Einkaufen auf das Notwendige.
- Verwende deinen Besitz so lange weiter, bis es nicht mehr zu reparieren ist.
Hast du schon einmal groß aussortiert? Wie hast du es gemacht?
Lieben Gruß,
Jani & Freddy
Pingback: Wie macht ihr das bloß? Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Pingback: Gleichberechtigte Partnerschaft: Kinder, Job und Haushalt - so teilen wir uns die Arbeit
Pingback: Minimalismus und Nachhaltigkeit -Jahresrückblick 2019 - Was haben wir erreicht?
Pingback: 15 Tipps für mehr Minimalismus und Nachhaltigkeit in der Küche