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Welche Verpackung ist umweltfreundlich?

Zuletzt aktualisiert am 30. August 2024

2019 stieg der Verpackungsmüll auf einen neuen Höchststand: Insgesamt fielen in Deutschland 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. 71,6 % wurden recycelt, 96,9 % wiederverwertet. Die gestiegene Recyclingquote liegt wohl vor allem an den neuen, anspruchsvolleren Vorgaben des Verpackungsgesetzes1. Bei dem ganzen Müll ist es manchmal nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Welche Verpackung ist umweltfreundlich? Ich finde, es ist manchmal – besonders am Anfang einer Reise in ein nachhaltigeres Leben – gar nicht so leicht, sich zurecht zu finden. Manchmal kauft man Produkte mit bestem Gewissen, weil man glaubt, die Verpackung sei umweltfreundlich. Im Nachhinein merkt man dann, dass dem gar nicht so ist. Aber auch grundsätzlich ist umweltbewusst und nachhaltig einkaufen gar nicht so leicht und man kann schnell den Überblick verlieren. Deshalb haben wir hier für dich einen kleinen Guide mit Informationen zusammenstellt.



Welche Verpackung ist umweltfreundlich?

Die umweltfreundlichste Verpackung ist gar keine Verpackung. Doch manchmal ist das nicht möglich, so dass man auf nachwachsende und biologisch abbaubare Materialien zurückgreifen sollte. Darunter fallen u.a. HolzGras und Fruchtfaser. Doch auch Materialien wie GlasPapier und Metall stellen Alternativen zu Kunststoff dar, weil in der Regel gut recycelt werden können. Leider sind das aber auch keine sehr guten Alternativen, weil Papier viel Wasser in der Herstellung benötigt, Glas ein enormes Transportgewicht hat und viele Ressourcen im Recycling verbraucht. Alles nicht sooo toll, aber letztendlich auch nicht immer vermeidbar. Außerdem ist nicht jede Verpackung für jedes Produkt sinnvoll und manche kommen gar nicht ohne aus. Verpackung ist halt nicht gleich Verpackung. Die Auswirklungen auf die Umwelt sind sehr unterschiedlich. Um die Folgen für die Umwelt bewerten zu können, muss man sich den gesamten Lebensweg des Produktes ansehen: Von der Gewinnung der Rohstoffe, über die Herstellung und Transport bis hin zur Entsorgung und Recycling. 

Weil die einzelnen Materialen unterschiedliche Wege und Eigenschaften haben, wir keine Chemiker und das Thema komplex ist, können wir hier nicht alles abbilden und vieles nur am Rande anschneiden. Wir hoffen trotzdem, dass dir unsere kleine Übersicht hilft und ggf. animiert, weiterzuforschen und genauer hinzusehen.

Verpackungen im Vergleich

1. Einweg PET-Flaschen

Kaum mehr wegzudenken, doch überall zu finden: Die Plastikflaschen aus Polyethylenterephthalat, kurz PET. PET-Flaschen sind leicht und bruchsicher, doch leider nur Einwegprodukte: Aus ihnen entstehen jährlich 450.000 Tonnen Kunststoffabfälle. Nach der Nutzung werden sie zwar recycelt, doch wird daraus nicht zwingend eine neue Flasche hergestellt. Aus einem Viertel des Mülls werden neue Flaschen hergestellt, der Großteil wird zu anderen Produkten wie Textlien, Folien oder PET-Tüten weiterverarbeitet, ins Ausland exportiert oder verbrannt2. PET-Flaschen verrotten nicht und werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Die Ökobilanz ist sehr schlecht.

Es gibt Einweg PET-Flaschen mit und ohne Pfand. Nur weil auf eine Flasche Pfand erhoben wird, bedeutet es nicht automatisch, dass sie eine Mehrwegflasche ist. Warum Pfand nicht gleich Mehrweg bedeutet, haben wir hier erläutert. Außerdem muss man gut hinschauen, da auch Einwegflaschen in Mehrwegkästen verkauft werden. Einwegflaschen in Mehrwegkästen erkennt man oft am Symbol PETCYCLE.

Anders als andere Produkte können PET-Flaschen mit Pfand durch das Pfandsystem später im Recyclingwerk gut sortiert und recycelt werden – dazu weiter unten gleich mehr. PET-Flaschen ohne Pfand landen in der gelben Tonne und werden dem herkömmlichen Kunststoffmüll zugefügt. 

Bier,- Milch- und Saft-PET-Flaschen (oft braun oder nicht transparent) enthalten meist Zusatzstoffe oder mehrere Schichten PET. Sie können nicht mit herkömmlichen PET-Flaschen recycelt werden. Sie werden aussortiert, verbrannt oder downgecycelt.  

2. Mehrweg-Plastikflasche

Sie erkennst du zunächst an ihrer dickeren Wand, im Gegensatz zu den Einweg-Plastikflaschen. Sie bestehen ebenfalls aus PET und können mehrfach befüllt werden. Mehr zu den Hintergründen kannst du in unserem Artikel „Glas statt Plastik?“ nachlesen. Spoiler: Die Ökobilanz ist auf Grund des leichten Gewichtes besser als die von Glas-Mehrwegflaschen. Sie schneiden natürlich auch besser ab als Einwegflaschen, weil sie bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden können. Trotzdem ist und bleibt es Plastik und sie sind auch nicht ewig recycelbar.

3. Glasflaschen

Mehrwegglasflaschen können ungefähr 50 Mal wiederbefüllt werden. Standardflaschen können zum nächsten Standort gebracht und gereinigt werden, Markenflaschen mit Prägung hingegen nicht, was weitere Transportwege verursacht (auf Regionalität achten!). Wenn Flaschen nicht mehr wieder befüllt werden können, werden sie zu neuem Glas verschmolzen. Das verbraucht einige Ressourcen, zudem ist Glas schwer im Transport. Andererseits werden keine Plastikpartikel freigesetzt. Auch an dieser Stelle möchte ich nochmal auf unseren Artikel „Glas statt Plastik?“ verweisen, weil da alles dazu erklärt ist. Von Einwegglasflaschen ist direkt abzuraten, da sie eingeschmolzen werden müssen und schwer im Transport sind. Keine gute Idee.

4. Tetrapack

Neben einem hohen Anteil an Kunststoff bestehen Tetrapacks zu Teilen aus Papier und Aluminium. Sie werden downrecycelt und weisen auf Grund des leichten Gewichts eine bessere Ökobilanz auf, als Einwegflaschen aus Glas oder Plastik. Das Recycling von Tetrapacks ist sehr aufwendig und es wird aus dem Recyclingmaterial keine vergleichbare Verpackung produziert, wie beispielsweise beim Glas. Aus alten Lebensmittelverpackungen darf aus lebensmittelhygienischen Gründen nämlich keine neue Verpackung für Lebensmittel hergestellt werden. Die Inhaltsstoffe Kunststoff, Papier und Aluminium müssen im Recycling voneinander getrennt werden und werden anschließend weiterverarbeitet. Während Aluminium (wie auch Weißblech, Kunststoffe und Glas) praktisch unbegrenzt recycelt werden können, besteht Papier aus Fasern. Diese Fasern werden bei jedem Recyclingvorgang kürzer. Demnach ist Papier nicht ewig recycelbar. Ein Tetrapack hingegen hat sehr lange Papierfasern, weshalb es ein hochwertiges Material ist. Trotzdem entsteht auch hier eine Menge an Müll, der nicht immer recycelt wird (dazu, wie gesagt, weiter unten mehr)3.

5. Dosen und Konservendosen

Dosen haben einerseits ein hohes Gewicht, andererseits bestehen aus Aluminium und um Aluminium zu gewinnen, benötigt man Bauxit. Dafür werden große Flächen Wälder gerodet und Landstriche zerstört. Konservendosen bestehen entweder aus Weißblech oder Aluminium. Im inneren enthalten sie oft noch Plastik und schädliche Stoffe wie Bisphenol A (BPA). Die Umweltbilanz ist schlecht. Bei der Materialgewinnung, Herstellung und beim Transport entstehen hohe Klimagas-Emissionen. Zwar können Dosen recycelt werden, aber das führt zu keiner besseren Umweltbilanz4.

6. Glaskonserven

Glaskonserven sind in der Regel Einweggläser. Sie haben ein hohes Gewicht und werden nach der Nutzung eingeschmolzen, was enorm viele Ressourcen benötigt. Die Ökobilanz ist schlecht. Manche Deckel enthalten Bisphenol A. Wenn der Dichtungsring am Deckel blau ist, ist er frei von Bisphenol A. Glas wird zu 90 % recycelt, doch der Energieaufwand ist auch hier hoch. Die Größenordnung sei, laut Wellenreuther vom Heidelberger ifeu-Institut, vergleichbar mit der „Größenordnung von der Neuherstellung eines Getränkekartons – der auch noch zu 75 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht“4. Einweggläser kann man gut für Aufbewahrung anderer Dinge weiternutzen.


Hier kannst du mehr zum Thema „Glas statt Plastik“ lesen.


7. Holz

Holz hat eine tolle Ökobilanz und weist eine negative COBilanz auf. Holz wächst nach und speichert Kohlenstoff. In der Produktion benötigt Holz zunächst lediglich Sonnenlicht und Wasser. Es nimmt CO2 auf, speichert diesen in Holz, Ringe, Zweigen, Blättern und Wurzeln und setzt Sauerstoff frei. Der Kohlenstoff bleibt über Jahre im Holz gebunden, auch wenn das Holz weiterverarbeitet und in Gebäuden, Möbeln und anderen Holzprodukten eingesetzt wird. In Deutschland werden in Holzprodukten etwa 118 Millionen Tonnen CO2 gespeichert. Erst wenn Holzprodukte das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben, setzen sie die gespeicherte Menge CO2 wieder frei. Diese wird jedoch von wachsenden Bäumen wieder gespeichert, wodurch ein geschlossener CO2-Kreislauf entsteht5. Der Rohstoff wächst nach und lässt sich gut recyceln, ist sehr stabil und mehrfach nutzbar, was die Umwelt schont. Waldzertifizierungen (z. B. PEFCund FSC®7) zeigen an, ob ein Holz-Produkt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. 

8. Plastik

Plastik wird unter Einsatz enormer Ressourcen aus Erdöl hergestellt und ist nicht biologisch abbaubar. Seine Vorteile liegen im leichten Gewicht und der Reißfestigkeit. Leider ist Plastik sehr günstig, weshalb oft auf Plastik zur Verpackung zurückgegriffen wird. 

In unserem Artikel Das Plastikproblem – Zahlen & Fakten aus dem Plastikatlas haben wir alle wichtigen Informationen zum Thema Plastik zusammengefasst.

9. Gras

Gras ist ein regional und sehr schnell wachsender Rohstoff, dessen Grasfaser rein mechanisch, ohne chemische Aufbereitung und mit nur wenig Wasser und Energie produziert wird. Dadurch verursacht er 95 % weniger CO2-Emissionen. Durch den Einsatz von Grasfasern können bis zu 50 % des Zellstoffs aus Holz ersetzt werden, was Holz und ergo Bäume spart. Die Funktionalität bleibt jedoch gleich: Gras ist vielseitig einsetzbar und hat eine große Reißfestigkeit. Derzeit ist es noch notwendig, 50 % frische oder recycelte Holzfasern hinzuzugeben, um mehr Stabilität zu gewinnen8.

10. Pflanzenstärke

Aus Pflanzenstärke wie Mais- oder Kartoffelstärke lässt sich Bioplastik gewinnen. Pflanzenstärke lässt sich wie herkömmlicher Kunststoff verarbeiten und soll, je nach Zertifizierung, industriell oder – selten auf dem eigenen Kompost – kompostierbar sein.

Warum Bioplastik trotzdem keine gute Alternative ist, kannst du hier nachlesen.

11. Hanf

Auch Hanf weist vom Anbau bis zur Weiterverarbeitung eine tolle Ökobilanz auf: Die Hanfpflanze speichert mehr CO2, als vom Transport bis zur Verarbeitung freigesetzt wird, wächst etwa vier Zentimeter pro Tag und ist kompostierbar. Der Anbau kann ohne Pestizide und Fungizide erfolgen. Der Wasserverbrauch im Wachstum ist sehr gering. Ein Beispiel: Baumwolle braucht 10.000 l/kg, Hanf 100 l/kg. Hanf eignet sich gut zum Isolieren von Waren. Es wirkt neben der Isolierung feuchtigkeitsregulierend und ist atmungsaktiv. Hanf benötigt im Anbau kaum Dünger, wächst schnell und kann verwertet werden9. Aus Hanf werden z. B. Thermoisolierungen und Vliese hergestellt.

Mülltrennung ist entscheidend für den Erfolg von Recycling

Die beste Verpackung ist keine Verpackung. Lässt es sich nicht vermeiden, sollest du auf nachwachsende, recycelfähige oder recycelte Materialien zurückgreifen. Es gilt, diesen Abfall so gut zu recyceln, dass neue Rohstoffe gewonnen und weiterverarbeitet werden können. Dadurch ist es möglich, den Energieverbrauch sowie natürliche Ressourcen wie Holz und Erdöl zu reduzieren. Um es in Zahlen auszudrücken: Jede Tonne recyceltes Plastik spart gegenüber herkömmlichem Plastik aus Erdöl etwa eine Tonne CO₂. Auch wenn Deutschland noch lange nicht alle Möglichkeiten für das Recycling von Kunststoffen und Baumaterial nutzt, können und müssen wir im Privaten einen Beitrag zum richtigen Recycling und zur optimalen Nutzung von Ressourcen leisten10.

Müllwagen holen den Müll an unserer Haustür ab und kippen den Mülltonneninhalt in den ihren Wagen. Sämtliche Inhalte verschiedener Haushalte werden zusammengekippt. Wenn wir also bei uns im Haushalt schon nicht richtig trennen (z. B. Kunststoff in Restmüll), kommt alles wild in den Müllwagen und vermischt sich mit dem anderen Müll. Das daraus entstehende Problem habe ich oben schon angeschnitten: Materialen sind dann nicht mehr gut recycelbar! Sind beispielsweise Kunststoff und Aluminium unerlaubterweise im Restmüll gelandet, sind diese Materialen sehr stark durch Essensreste, Windeln und anderen Müll verschmutzt oder werden gar zerstört. Papier hingegen muss für die Weiterverarbeitung trocken und sauber bleiben. Landet Papier im Restmüll, wird es nicht wiederverwertet. Unter hohem Energieaufwand und Nutzung von Holzfasern muss neues Papier hergestellt werden. Auch Sortieranlagen können im Anschluss den Müll nicht vollständig, gut und sauber trennen. Damit unser Hausmüll vernünftig sortiert, getrennt und insbesondere weiterverarbeitet werden kann, muss er also recht sauber sein10. Auch hier haben wir es wieder in der Hand: Wir können dies durch vernünftige Mülltrennung einfach unterstützen.

Liebe Grüße,
Janina

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Welche Verpackung ist umweltfreundlich?

Quellen
1. Verpackungsabfälle – Umweltbundesamt
2. So werden Plastikflaschen wiederverwertet – Quarks
3. Wie clever sind Tetrapacks wirklich? – Deutschlandfunk
4. Gemüse in Dose oder Glas – was ist besser? – Geo
5. Holz ist der Rohstoff der Nachhaltigkeit – Forstwirtschaft in Deutschland
6. PEFC für Endverbraucher – Pefc
7. FSC – Wälder für immer für alle – FSC Hauptseite
8. Graspapier
9. Hanf-Thermoverpackungen: der nachhaltige Rohstoff unserer Zukunft – Pack-verde
10. Müll trennen – aber richtig – Nabu

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