Zuletzt aktualisiert am 20. September 2024
Seit Monaten beschäftige ich mich mit meinem Kleiderschrank und habe nach und nach aussortiert. Das war ein langer und intensiver Prozess, sowohl aus emotionalen, als auch aus nachhaltigen Gründen. Jetzt aber habe ich meine Capsule Wardrobe zusammen. Plötzlich war der Moment da, in dem ich dachte „Jetzt habe ich alles passend zusammen, jetzt ist es okay.“
Mein Kleiderschrank war etwa 1,50 m lang und ca. 2 m hoch. Mittlerweile passt meine ganze Kleidung an eine Kleiderstange und in eine Kommode (Unterwäsche, Socken, Schlafkleidung). Wie viele Kleidungsstücke ich nach dem ganzen Aussortieren noch besitze? Die Auflösung erfolgt im Beitrag. 😉
Hier geht es zu meiner Herbst und Winter-Kapsel. Lass dich von Bildern inspirieren! Meine Capsule Wardrobe im Herbst und Winter – mit nur 16 Teilen mindestens 23 Outfits
Und hier zu meiner Frühlings- und Sommer-Kapsel: Capsule Wardrobe Frühling/Sommer 2023 – mein minimalistischer Kleiderschrank
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Capsule Wardrobe?
Während meiner Auseinandersetzung mit meiner Kleidung, stoß ich immer wieder auf den Begriff Capsule Wardrobe. Bis vor einigen Wochen hatte ich noch keine Ahnung, was das bedeutet. Capsule Wardrobe kann man recht gut in „Minimalistische Garderobe“ übersetzen. Dabei geht es darum, in einer Saison nur eine gewisse Anzahl an Kleidungsstücken im Kleiderschrank zu haben, die perfekt auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt sind. Der Rest (wie bei mir jetzt die Kleidung für den Frühling und Sommer) kommt in Kisten verstaut (oder wie bei mir in freie Schrankfächer). Diese werden erst dann herausgeholt, wenn sie wieder getragen werden. Neue Kleidung wird nur bewusst gekauft und nur dann, wenn es wirklich notwendig ist.
So individuell wie du!
Es geht dabei nicht um eine bestimmte Anzahl an Kleidungsstücken. Auch gibt es keine festgelegten Regeln und kein Richtig und kein Falsch! Du sollst genau so viele und genau die Kleidungsstücke im Kleiderschrank haben, die du für dein Leben brauchst und die dich glücklich machen. Du alleine entscheidest, was du brauchst, um deine Bedürfnisse zu befriedigen. Was andere Menschen sagen, ist dabei vollkommen egal.
Um dahin zu kommen, musst du aussortieren. Und das ist – wie du auch auf meinem Blog sehen kannst – ein langer Prozess, das geht nicht von heute auf morgen.
Wie viele Kleidungsstücke sind es denn nun?
Ich habe einige verschiedene Angaben gesehen. Im Projekt 333 beispielsweise „darfst“ du 33 Teile pro Saison besitzen. Dazu zählen auch Jacken, Schmuck, Schuhe und Accessoires. Während andere 37 Teile, andere 40, manche sogar 50 und mehr für angemessen halten, sprechen sich wieder andere für 20 aus – pro Saison oder insgesamt. Manche zählen Schmuck hinzu, andere nicht. Wie du siehst, gibt es hier ganz verschiedene Ansichten. Du siehst auch hier, es gibt kein Richtig und kein Falsch. Als ein grober Richtwert gelten wohl aber 37 Teile pro Saison, also insgesamt ca. 148 Teile für das ganze Jahr. Egal wie deine persönliche Grenze aussieht (meine liegt beispielsweise viel niedriger), eine Grenze vor Augen zu haben kann sehr hilfreich sein, da man sonst gerne noch mal Kleidungsstücke behält und irgendwie dann doch nicht richtig aussortiert. Aber wie viele Teile es schlussendlich sind, entscheidest ganz alleine du!
Ziehe deine Grenzen nicht zu weit!
Ich empfehle dir, deine Grenze nicht zu weit zu ziehen, was du zu deiner Kleidung zählst. Die Gefahr, nicht richtig auszusortieren und hier und da mal ein Auge zuzudrücken, ist groß.
Die Stapel-Methode
Wenn du unsicher bist, mache drei Stapel: Behalten – kann weg – weiß ich noch nicht. Bei dem Stapel „Weiß ich noch nicht“ legst du die Kleidung hin, bei der du unsicher bist. Leg sie in eine Kiste und schau, ob du sie wirklich noch anrührst, vermisst und wirklich trägst. Nach einem Monat holst du sie wieder hervor und sortierst sie auch aus, wenn du die Kleidung nicht getragen hast.
Eine andere Möglichkeit ist auch, einen Kleiderhaken falsch herum im Schrank aufzuhängen. Wenn er nach einem Monat immer noch so häng, kommt die Kleidung weg.
Wie gesagt, aussortieren ist ein Prozess, lass dir Zeit und überfordere dich nicht.
Was gehört in eine Capsule Wardrobe?
Regulär zählt die Kleidung dazu, die du in der Öffentlichkeit trägst.
- Oberteile
- Hosen
- Kleider und Röcke
- Jacken
- Schuhe
Nicht dazu gezählt werden meistens
- Unterwäsche
- Schmuck & Accessoires
- Sportbekleidung
- Badebekleidung
- Schlafanzüge
- Taschen
Aber hier gibt es, wie bereits mehrfach erwähnt, keine allgemeine Regel. Du alleine entscheidest, was für dich richtig ist. Die Angaben hier sollen dir nur einen Anhaltspunkt liefern.
Was ist das Tolle an einer Capsule Wardrobe?
Für mich hat ein minimalistischer Kleiderschrank nur Vorteile. Während ich früher immer wieder vor meinem überquellenden Kleiderschrank stand und nicht wusste, was ich anziehen sollte, fällt mir das heute viel leichter. Ich nehme einfach irgendwas aus dem Schrank. Da mein Kleiderschrank nur noch aus meinen Lieblingskleidungsstücken besteht, passt alles immer zusammen und ist aufeinander abgestimmt. Ich habe meinen eigenen Stil gefunden, meine Outfits ergänzen sich toll und ich freue mich immer auf jedes Kleidungsstück.
Ich habe ein Gefühl für meinen eigenen Stil bekommen und weiß nun sicher, dass ich nicht experimentieren brauche. Es läuft bei mir immer alles auf den gleichen Kleidungsstil hinaus. Früher war mein Kleiderschrank bunt (und dabei trug ich immer nur das Gleiche, die bunten Sachen lagen nur rum), voll und durcheinandergewürfelt. Heute ist er schlicht und farblich angepasst.
Da ich kein Geld mehr für Kleidung zwischendurch ausgebe, spare ich daran viel Geld. Derzeit läuft noch unsere 26-Wochen-Challenge, aber auch danach werde ich mir nicht wahllos Kleidung kaufen. Ich werde mir nur Kleidung kaufen, wenn ein Kleidungsstück aufgetragen oder nicht mehr zu reparieren ist. Es kommt mir kein zusätzliches Kleidungsstück mehr in den Kleiderschrank. Darauf solltest du auch achten, da du sonst irgendwann wieder vor dem Problem eines überquellenden Kleiderschrankes stehst. Zudem werde ich nur noch Fair Trade oder Second Hand kaufen.
Wie erstelle ich mir eine Capsule Wardrobe?
Zu allererst musst du aussortieren. Dabei solltest du dir bei jedem Kleidungsstück folgende Fragen stellen:
Wenn du ein Kleidungsstück nicht gerne anziehst, kannst du es aussortieren. Genauso Kleidungsstücke, die du länger nicht getragen hast und die eigentlich ein tristes Dasein in einem Kleiderschrank führen. Wichtig ist auch, dass du das Teil gut kombinieren kannst und die Farben gut zueinanderpassen und sich gut kombinieren lassen.
Nimm dir Zeit. Das kann ein Wochenende sein oder immer wieder Zeit zwischendurch. Sortiere zu dieser Zeit bewusst aus. Wenn du unsicher bist kannst du, wie oben beschrieben, drei Stapel machen und dich dann nach zwei, drei Monaten endgültig von bestimmten Teilen trennen.
So habe ich es gemacht
Bei mir war es so, dass ich nach und nach aussortierte. Es war ein monatelanger Prozess, der nicht von jetzt auf gleich funktionierte. Bei manchen Dingen war mir gar nicht sofort klar, dass sie nicht zu meinem Stil passten oder ich sie gar nicht mehr trug. Das brauchte alles seine Zeit. Immer wieder kamen neue Kleidungsstücke zum Vorschein, die ich vorher übersah. Auch der genannte emotionale Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Manchmal hängt eine Geschichte an einem Kleidungsstück (auch wenn man es nicht trägt) oder es war teuer (so wie meine Chucks), so dass das Trennen schwerer fällt. Ich habe mir tatsächlich auch einen „Weiß ich noch nicht“ Stapel gemacht. Wenn mir das Trennen schwer fiel, habe ich die Sachen mit dem Vorsatz zur Seite gelegt, dass ich sie aussortiere, wenn ich sie einen Monat lang nicht getragen und vermisst habe. Am Ende sind davon aber alle Sachen aussortiert worden – ich brauche nur Zeit. Ich habe sie tatsächlich weder vermisst noch getragen. Das war eher etwas Emotionales. Das wird übrigens (wahrscheinlich) auch auf dich hinzukommen. Ausmisten und vor allem endgültiges Trennen kann manchmal ganz schön emotional und schwer sein.
Mache eine Bestandsaufnahme
Anschließend machst du eine Bestandsaufnahme. Was hängt jetzt eigentlich noch im Kleiderschrank? Wenn es dir hilft, kannst du alle Kleidungsstücke inklusive Farbe und Anzahl aufschreiben und siehst dann, wie viele Kleidungsstücke du wovon noch besitzt. So findest du auch deinen persönlichen Stil, der für die Capsule Wardrobe wichtig ist.
Ich habe es so gemacht, dass ich mich nur auf meine vorhandenen Kleidungsstücke beschränkte. Es gibt aber auch Anhänger der Capsule Wardrobe, die sich noch fehlende Kleidungsstücke dazu kaufen, um eine passende Garderobe zu bekommen und/oder sie zu verfeinern. Sollte das bei dir auch der Fall sein – denk dran, es gibt kein Richtig und kein Falsch – schau doch mal nach Second Hand oder Fair Trade Kleidung! Das ist nachhaltiger, als bei großen Marken zu kaufen. Da möchte ich dir übrigens diesen Beitrag ans Herz legen: Dokumentation über die sozialen und umweltbezogenen Auswirkungen der Kleidungsherstellung: The True Cost
Tatsächlich habe ich mir Anfang Dezember vier neue Teile Second Hand gekauft. Das war aus einem Gefühl heraus. Soll ich dir mal was verraten? Ich trage sie gar nicht und sie sind schon wieder aussortiert. 🙁 Da bin ich noch einmal in ein altes Verhaltensmuster gerutscht. Seitdem funktioniert es aber. Mittlerweile habe ich kein Verlangen mehr danach, Kleidung zu kaufen. Und wenn, dann habe ich Ansprüche entwickelt: Sie soll aus Baumwolle sein, andere künstliche Stoffe wie beispielsweise Polyester kommen mir nicht mehr auf die Haut.
Meine Regeln für meine persönliche Capsule Wardrobe
Wie ich betonte, stellt jeder seine eigenen Regeln auf. Die sind aber wichtig, damit du nicht völlig verloren und hilflos vor deinem Kleidungsberg stehst. Meine persönlichen Regeln sind:
- Ich möchte nicht mehr als insgesamt 60 Kleidungsstücke besitzen
- Schals, Mützen und Handschuhe zählen mit in meine Capsule Wardrobe.
- Sportkleidung, Schlafssachen, Schwimmsachen, Unterwäsche und Socken werden nicht mit einberechnet.
- Farblich soll meine Capsule Wardrobe schlicht gehalten sein.
- Schmuck zählt nicht mit rein, da möchte ich mich aber auf 5 Dinge beschränken und nichts erweitern: zwei Ringe, eine Armbanduhr, ein Armband, ein Paar Ohrringe
- Taschen zählen ebenfalls nicht mit rein. Da beschränke ich mich auf einen Rucksack, den ich eigentlich immer nutze. Zudem habe ich noch eine Handtasche. Es wird nichts Neues hinzugekauft.
Was besitze ich noch an Kleidung?
Ehrlich gesagt, kann ich meine Kleidung gar nicht richtig nach Saison trennen. Na klar, die Tops und kurzen Hosen schon. Aber vieles trage ich einfach auch das ganze Jahr durch. Im Winter stehe ich vor allem auf den Zwiebellook, so brauche ich nicht extra dicke Pullis, die ich sowieso nicht trage.
Aktualisierung Januar 2022: Ich habe die ganze Aufzählung mal herausgenommen, weil sich so viel verändert hat. Hier geht es zu meiner Herbst- und Winter Capsule Wardrobe. Im Endeffekt trage ich das ganze Jahr über das Gleiche, mir nur wenigen Ausnahmen (Sommerrock, eine kurze Hose). So ist das einfacher und übersichtlicher.
Im meiner Herbst/Winter Capsule habe ich inklusive Jacke, Schuhe, Mütze & Co 21. Teile. Mit einberechnet sind 8 Oberteile, 1 Kleid, 2 Strickjacken, 1 Leggings und 2 Hosen, die ich aber das ganze Jahr über trage.
59 47 41 32 Kleidungsstücke habe ich also insgesamt für das ganze Jahr! Mir kommt das immer noch so viel vor. Komisch, oder? Hinzu kommen noch Unterwäsche, Socken, ein Bikini, Schlafsachen (alte, aussortierte T-Shirts) und eine Jogginghose.
Hier kannst du unseren Beitrag zum minimalistischen Wäsche waschen lesen: Minimalistisch Wäsche waschen
Beim Schmuck ist es tatsächlich so, dass ich mich auf meine fünf Dinge beschränke: zwei Ringe, ein Paar Ohrringe, eine Armbanduhr, ein Armband. Auch hier sind die Farben farblich aufeinander abgestimmt. Hinzu kommen die genannten drei Taschen. Der Rest wurde aussortiert.
Meine Kleidung ist sehr schlicht gehalten. Alles ist miteinander kombinierbar. Auch der Schmuck und die Taschen sind farblich abgestimmt.
Für schickere Anlässe habe ich einen Blazer und für festliche ein schönes schwarzes Kleid (das ich das ganze Jahr trage), das zeitlos ist und jederzeit getragen werden kann. Mit unterschiedlichen Jacken und Schuhen kombiniert, setzt dies immer ein anderes Statement.
Kein Bügeln und Falten mehr
Ein weiterer großer Vorteil ist: Ich brauche meine Kleidung weder bügeln, noch falten. Dadurch, dass sie jetzt alle an einer Kleiderstange hängen, kann ich sie ganz einfach einräumen. Genial, oder?
Ich bin sehr glücklich mit meinem Weg und meinem jetzigen Kleiderschrank. Es ist so befreiend, einfach hineingreifen zu können und immer etwas Passendes tragen zu können. Außerdem freue ich mich auf jedes Teil, weil es nur noch meine Lieblingsteile sind. Ich hoffe, meine Gedanken helfen dir ein wenig weiter, Minimalismus in deinen Kleiderschrank zu bringen.
Es hat viel Spaß und mich auch ziemlich stolz gemacht. Probierst du es auch aus?
Lieben Gruß,
Jani
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Pingback: Minimalismus in der Familie: So misten wir langfristig aus
Glückwunsch. Ich möchte auch noch dahin wo du gerade angekommen bist. Ich bin mitten im Prozess. Ich hab im Sommer einmal gründlich ausgemistet. Und stelle jetzt nach und nach fest, was ich doch nicht trage. Auch mag ich fast alle meine T-Shirts nicht mehr. Aber so lange kein adäquater Ersatz da ist, bleiben sie. Irgendwas muss ich ja anziehen.
Liebe Grüße
Jenny