Unser Besuch auf dem Bio Hof Marco Jostmeier | Kooperation

Biohof Marco Jostmeier

Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2023

Werbung | Wir sind seit vielen Jahren Vegetarier, wie du auf unserem Blog natürlich schon mitbekommen hast. Als die Anfrage kam, ob wir uns den Bio Hof Marco Jostmeier ansehen und darüber berichten möchten, mussten wir für einen kurzen Moment nachdenken, weil sie ja Fleisch produzieren und vermarkten. Dann aber wurde uns schnell klar, dass das eine gute Gelegenheit ist, etwas mehr über nachhaltige Bio-Landwirtschaft zu erfahren, sie hautnah zu erleben und sich kritisch damit auseinander zu setzen.

Wir machten also einen Termin für einen Samstag aus, um vorbeizukommen. Auch wenn wir viel zu früh da waren und sie mitten in ihrer Arbeit steckten, wurden wir herzlich empfangen. Doch dass wir zu früh waren, hatte einen großen Vorteil: Wir konnten die drei Landwirte Marco, Tjorben und Tim, die wir dir gleich noch vorstellen, direkt bei der Arbeit erleben. Das war ziemlich gut, denn so konnten wir sie authentisch kennenlernen und sehen, was landwirtschaftliche Arbeit bedeutet.

Wir haben zwei Stunden mit ihnen gesprochen, uns den ganzen Hof zeigen lassen und viele Fotos gemacht. Dabei spürten wir bei fast jedem Satz, mit wie viel Herzblut sie ihre anstrengende Arbeit machen und wie groß ihre Leidenschaft und Liebe zur Landwirtschaft ist.



Der Bio Hof Marco Jostmeier

Der Hof selbst ist etwa 500 Jahre alt, etwa 44 ha groß und wurde von Marcos Großonkel und seinen Vorfahren betrieben, worauf Marco sehr stolz ist. Alle Scheunen werden saniert und neu aufgebaut. Die alte Hofstruktur soll erhalten bleiben, weshalb es u. a. auch keine Siloanlagen und Lagerhallen gibt.

Es ist ihnen wichtig, dass Vorhandenes genutzt, mit der Natur gearbeitet und der Natur das Genommene an anderer Stelle wiedergegeben wird. Der Bio Hof wirtschaftet in geschlossenen Kreisläufen und fördert die Biodiversität. Sie bauen deshalb nach einer biologischen Landwirtschaft/Bioland e. V. an. Dazu folgt im weiteren Verlauf noch mehr.

Auf dem Hof gibt es derzeit 75 Rinder (Ochsen, Färsen, Bullen), zwei Alpakas und drei Schafe. Auf den Flächen werden Kartoffeln, Getreide, Erbsen, Gründünger, Ackerbohnen und Mais angebaut. In Zukunft soll auf ca. 100 Rinder aufgestockt werden. Es wird auf Vielfalt gesetzt und versucht, wie ein natürliches Ökosystem zu arbeiten.

Offener Hof

Es ist ihnen wichtig, dass die Verbraucher einbezogen werden und die Distanz zwischen Erzeuger und Verbraucher reduziert wird. Sie arbeiten so transparent, dass jederzeit Besucher vorbeikommen und sich den Hof anschauen können. Auch bei der Besichtigung gab es keinen Fleck und keinen Stall, den wir nicht ansehen durften. Wenn du also wissen möchtest, wie sie arbeiten und wo das Fleisch herkommt, schau es dir selbst an.

Die drei Landwirte vom Bio Hof Marco Jostmeier

Die engagierten Landwirte heißen Marco, Tjorben und Tim. Sie machen auf dem Hof alles komplett alleine. Einzig Marcos Vater unterstützt sie noch in handwerklichen Dingen. Die drei haben komplett unterschiedliche Charaktere, teilweise verschiedene Ansichten (was sie auch nicht verschweigen – und das machte sie noch sympathischer) und andere Schwerpunkte in ihrer Arbeit. Dadurch ergänzen sie sich in ihren Tätigkeiten wunderbar. Es hat uns richtig viel Freude gemacht, mit ihnen zu sprechen und ihre, vielleicht auch chaotische, aber immer liebenswerte Art und Weise, kennenzulernen. Sie haben sich nicht verstellt und waren authentisch – genau so, wie wir Menschen am Liebsten mögen, mit all ihren Ecken und Kanten.

Wir möchten dir an dieser Stelle ein bisschen mehr über die drei erzählen, weil wir das für wichtig halten, um einen guten Eindruck vom Bio Hof zu bekommen. Außerdem ist es – zumindest für uns – immer wichtig zu wissen, wer hinter einer Marke steckt.

Auf dem Foto siehst du links Tim, in der Mitte Marco und rechts Tjorben.

Biohof Marco Jostmeier Mitarbeiter

Marco

Marco ist mit Herz und Seele Landwirt. Für ihn war immer klar, wo seine berufliche Zukunft hingeht, nie wollte er etwas anderes machen. Gemeinsam mit seinem besten Freund Tim übernahm er im Jahr 2015 den Hof seiner beiden Großonkel, der zuvor 15 Jahre stillgelegten hat. Um so mutig zu sein, muss man mit viel Herzblut hinter einer Sache stehen und überzeugt sein. Diese Überzeugung strahlte er in jedem seiner Sätze aus. Er steht komplett hinter dem, was er macht und legt all seine Kraft und Gewissenheit hinein.

Ich will Menschen mit der Landwirtschaft anstecken können. Zeigen, dass Bauer zu sein mehr als nur ein Beruf ist, dass Landwirtschaft die Basis eines jeden ist. Denn am Ende ist es egal, wer man ist, wo man arbeitet oder was man einkauft, ein Bauer hat dieses Produkt mit sehr viel Liebe hergestellt. Ich wünsche mir eine Art der Landwirtschaft, wo der Verbraucher den Bauer schätzt und Ihn nicht immer an den Pranger stellt.

— Marco Jostmeier

Tim

Wie wir weiter oben schon geschrieben haben, haben alle drei unterschiedliche Tätigkeiten und Schwerpunkte. Tim hat eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und kümmert sich deshalb um das Büro. Er ist zuständig für die Belege, Zahlungen und Bestellungen, knüpft Kontakte und erledigt alles, was im Büro so anfällt. Aber sie wären nicht ein so gutes Team, wenn nicht jeder mit anpackt. Somit ist es für Tim selbstverständlich, auch auf dem Acker mit anzupacken und Trecker zu fahren.

Tjorben

Tjorben vervollständigte 2017 das Team. Er kümmert sich um das Marketing (und stellte den Kontakt zu uns her), Social Media und um die Homepage – natürlich alles neben seiner Arbeit auf dem Hof. Wie sagte er so schön?: „Ich mache das alles in der Mittagspause.“ Na wenn das mal nicht auch sein Engagement zeigt! Er kümmert sich genauso um die Tiere und erledigt alle Arbeiten, die auf dem Hof anfallen.

Modern, nachhaltig, transparent und anders: Das ist die Art der Landwirtschaft, die ich für zukunftsfähig halte. Landwirtschaft muss den Verbraucher mit einbeziehen. Ich möchte Landwirtschaft, die mit Natur, Tier und Mensch arbeitet. Ich bin für einen bewussten Konsum und denke, dass man bereit sein muss, mehr für sein Essen auszugeben. Ich bin mir sicher das sich vieles ändern wird mit der Zeit, doch eins ist klar: Essen brauchen wir auch noch in der Zukunft.“

— Tjorben Bautz

Ihre gemeinsame Vision: Eine nachhaltige und innovative Landwirtschaft, Einbezug der Verbraucher und direkte Vermarktung

Marco, Tim und Tjorben haben ständig neue Ideen und Pläne. Sie wollten den Hof stetig verbessern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf einem innovativeren Wirtschaften, als die Generationen zuvor. Im August 2018 schlossen sie sich folgerichtig dem Bioland-Verband an und stellten ihren Hof auf einen ökologischen Landbau um. Seit Ende August diesen Jahres betreiben sie nun auch offiziell Bioland-Landbau und erfüllen sämtliche Voraussetzungen. Tjorben machte in unserem Gespräch auch nochmal deutlich, wie wichtig ihm dieser Schritt ist, denn ohne eine nachhaltige Bio-Landwirtschaft hätte er die Arbeit nicht aufgenommen.

Nachhaltiges Kreislaufsystem

Fruchtfolge

Im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft befindet sich sämtlicher Anbau und Verwertung, wie oben schon beschrieben, in einem Kreislauf. Dabei spielt die Fruchtfolge eine zentrale Rolle. Bei dieser wird definiert, was wann und auf welchem Acker angebaut wird. Dadurch lassen sich Nährstoffversorgung, Krankheits- und Schädlingsbefall, Bodenstruktur und Humusgehalt beeinflussen. Diese Erfahrungen haben wir auch im Gemüsegarten machen dürfen.

Durch die Fruchtfolge ist es auch möglich, auf Marktschwankungen, witterungsbedingte Schwierigkeiten oder aktuelle Probleme passend und ökologisch reagieren.

Keine Spritzmittel

Die Fruchtfolge ermöglicht es, Unkraut mechanisch und ohne Einsatz von Spritzmitteln zu bekämpfen. Dadurch bleibt die gesunde Bodenstruktur erhalten und die natürliche Lebensgrundlage erhalten. Wasser, Luft und Böden werden dadurch nachhaltig geschützt.

Natürliches Ökosystem und regenerativer Ackerbau

Um die Nährstoffvorräte im Boden durch Düngung wieder aufzufüllen, wird der Mist der Rinder genutzt. Um das Bodenleben zu aktivieren und zu stärken und um den Humus anzureichern, betreibt der Bio Hof Jostmeier einen regenerativen Ackerbau. Das bedeutet, dass der Acker das ganze Jahr begrünt ist, auch durch Zwischenfruchtanbau.

Tierfutter

2/3 des Tierfutters kommt aus eigenem Anbau. Das restliche Futter wird von einem regionalen Kooperationsbetrieb geliefert. Das läuft auch auf nachhaltige Art und Weise ab: Mit dem Kooperationsbetrieb, der Bio-Hühner hält, wird das Futter 1:1 getauscht. Der Kooperationspartner produziert zu viel Kleegras, was er an den Bio Hof zur Fütterung der Tiere abgibt, der Bio Hof gibt dafür Weizen an den Hühnerhof ab. So entsteht ein wunderbar nachhaltiger und nützlicher Tausch.

Kartoffeln, die Druckstellen haben oder schon keimen, werden hier nicht etwa weggeschmissen, sondern den Rindern als Futter gegeben.

Tierhaltung

Rinder

Die Rinder stehen etwa 180 Tage im Jahr in Kleingruppen auf der Weide. Als wir auf dem Weg zum Kartoffelacker waren, mussten wir auch über die Wiese, auf dem die Rinder stehen, wir konnten sie also hautnah erleben. Auf dem linken Bild siehst du, wie sie uns hinterher liefen – sie haben nämlich gedacht, wir bringen ihnen Futter. Ihren Frust haben sie laut kundgetan. 😉

Wenn sie in den Stall müssen, hat jedes Rind 5 qm zur Verfügung. Dabei leben sie in Laufställen ohne Spaltenböden, können selbstbestimmt nach draußen gehen (auch im Winter) und stehen auf Stroh, wodurch Mist und keine reine Gülle erzeugt wird – welcher zur Düngung weiter genutzt wird. Die Arbeit mit Stroh bedeutet natürlich auch mehr Arbeit, weil die Ställe regelmäßig ausgemistet werden müssen.


Warum Mist für den Boden und Umwelt besser ist als Gülle, kannst du in dem Beitrag vom Nabu zur Güllebelastung lesen.


Alpakas & Schafe

Die zwei Alpakas Toni und Pepe stehen auf einer sehr großen Wiese und haben mächtig Platz zum Bewegen. Ihre Wolle wird einmal im Jahr geschoren und anschließend zu Socken weiterverarbeitet.

Die drei wallisischen Schwarznasenschafe hingegen werden zwei Mal im Jahr geschoren und stehen ebenfalls auf der großen Wiese unter Obstbäumen.

wallisische schwarznasenschafe jostmeier

Reserviersystem im Fleischverkauf

Sie möchten ihre Produkte direkt vermarkten, weshalb sie auch einen Onlineshop eröffnet haben und Crowdfarming betreiben. Diese Entscheidung war notwendig, da die Nachfrage, die erst im Freundes- und Familienkreis vorhanden war, immer größer wurde.

Geschlachtet werden die Rinder erst, wenn sie komplett verkauft sind. Das bedeutet, dass der Fleischverkauf über eine Art Reserviersystem läuft. Jeder Interessent kann ein Teil des Rindes vorab bestellen und bekommt es nach der Schlachtung geliefert. Das kann auch bedeuten, dass mal ein Teil des Rindes schon komplett ausverkauft ist. Dann kommt man aber direkt auf die Warteliste und erhält frisches Fleisch nach der nächsten Schlachtung geliefert. Es ist den Landwirten wichtig, dass kein Fleisch weggeworfen wird, sondern das ganze Rind verarbeitet wird.

Versendet wird das Fleisch mit Strohisolierung, um auch hier möglichst nachhaltig zu handeln.

Kartoffelanbau und Crowdfarming

Du kannst dir über Crowdfarming deinen eigenes Stück Kartoffelacker vom Bio Hof reservieren und dir 10 kg Kartoffeln der Sorte Goldmarie nach Hause liefern lassen. Was Crowdfarming ist und wie es genau abläuft, kannst du hier nachlesen.

Von Anbau bis Lieferung wird kein Plastik verwendet, weshalb die Kartoffeln auch in Papiersäcken geliefert werden.

Regionale Partner

Schlachtung – kurze Transportwege

Die Rinder werden regional geschlachtet. Anders als bei anderen Betrieben, werden die Tiere nicht stundenlang durch ganz Deutschland oder halb Europa gekarrt. Der Schlachter liegt etwa 25 Minuten vom Hof entfernt. Von dort aus kommt ein Teil zurück zum Hof, ein Teil wird an Bio Land NRW weitergereicht und verarbeitet.

Wolle

Selbst bei der Wollverarbeitung setzen die drei Landwirte auf Regionalität. Die Wolle wird von einem Ehepaar, das ganz in der Nähe lebt, per Handarbeitet weiterverarbeitet.

Verpackungssystem

Auch die Verpackungen für den Fleischversand stammen von einem regionalen Verpackungsunternehmen.

So findest du den Bio Hof

Natürlich sind die drei auch in den Sozialen Medien vertreten. Schau da gerne mal vorbei und lass dich über die aktuelle Entwicklung informieren. Es ist wirklich spannend, weil man weiß, dass da noch einiges passiert.

Instagram
Facebook
Den Onlineshop findest du hier: Bio Hof Marco Jostmeier

Adresse:
Bio Hof Marco Jostmeier
Graf-Meerveldt Str. 60
33129 Delbrück

Fazit

Es ist erstaunlich und absolut überwältigend, was diese drei jungen Männer in ihren jungen Jahren auf die Beine gestellt haben und wie viel sie arbeiten. Dazu gehört viel Engagement und eine große Portion Mut. Wir jedenfalls sind sehr glücklich darüber, die Anfrage angenommen und sie hautnah kennengelernt zu haben. Danke!

Realistisch bleiben: Es werden nie alle Menschen Vegetarier/Veganer werden

Auch wenn wir aus verschiedenen Gründen kein Fleisch essen und auch nicht essen werden, hat uns der Hof nachhaltig beeindruckt. Uns konnten alle Fragen beantwortet werden und keine Frage war zu blöd. Wir wissen, dass niemals alle Menschen Vegetarier oder Veganer werden, weshalb es uns wichtig ist, für einen vernünftlichen Fleischkonsum zu plädieren. Wenn du Fleisch essen möchtest und ein nachhaltigkeitsinteressierter Fleischkonsument bist, könnte daher der Fleischbezug über diesen Hof eine wirkliche gute Alternative sein, denn bedenke: Auch wenn du auf abgepacktes Billigfleisch aus der Tiefkühltruhe verzichtest und dein Fleisch an der Fleischtheke kaufst, bedeutet das noch lange nicht, dass du auch wirklich Fleisch von gut gehaltenen Rindern bekommst. Bei dem Fleisch vom Bio Hof Jostmeier kannst du dir sicher sein, dass die Tiere mit Liebe, Respekt und Würde behandelt werden, davon haben wir uns persönlich überzeugt. Wie sagte Marco noch?:

„Es ist ein Geben und Nehmen zwischen uns und den Tieren.“

Es bestehen ein nachhaltiger Kreislauf und kurze Transportwege für die Rinder. Du weißt genau, wo dein Fleisch herkommt.

Die Arbeit, der Aufwand und auch die Kosten, die hinter dem Hof stecken, sind enorm. Das war uns vorher auch nicht bewusst. Einen solchen Hof mit Tradition und solch engagierten und leidenschaftlichen Mitarbeitern sollte unbedingt unterstützt werden. Wir werden ihn unseren fleischkonsumierenden Familien und Freunden ans Herz legen.

Auch wenn wir beauftragt wurden, uns den Hof anzusehen, so gibt der Beitrag unsere persönliche Meinung wieder. Wir lassen uns keine Meinung aufzwängen und schreiben ehrlich, authentisch und echt.

Liebe Grüße,
Jani & Freddy

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