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Fair Fashion – Empfehlungen für den Anfang + Siegelvorstellung

Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2023

In den letzten Jahren haben wir so viele Dokumentationen zur Kleidungsherstellung angesehen und viele Artikel darüber gelesen, was dazu geführt hat, dass wir auf Second Hand und Fair Fashion umgestiegen sind. Mittlerweile sind wir auch Besitzer einer Capsule Wardrobe. Auf unserem Weg dahin, haben uns maßgeblich Dokumentationen begleitet, die dazu beigetragen haben, unseren Kleidungskonsum zu überdenken und uns tiefer in das Thema einzuarbeiten. Unsere Erfahrungen und Empfehlungen möchten wir an dieser Stelle gerne mit dir teilen und stellen dir gleich noch interessante Internetseiten zum Thema sowie Zertifikate und Siegel vor.



Dokumentationen berühren auf emotionaler Ebene

Die gleich vorgestellten Dokumentationen berühren auf emotionaler Ebene, was wir als total wichtig erachten. Um Veränderungen herbeizuführen, reichen Fakten nicht immer aus. Das Nachdenken muss angeregt werden und das geht meist nur über die emotionale Ebene. Außerdem vermitteln diese Fokus erste Eindrücke. Man kann sich gut an dieses Thema annähern. Uns hat dieser Weg sehr gut dabei geholfen, uns für Fast Fashion und Fair Fashion zu sensibilisieren.

Die Veränderung kann beginnen

Wenn du keinen Betonklotz an der Stelle deines Herzens hast, werden dich die Dokumentationen aufwühlen. Bei uns war es so, dass manchmal Tränen flossen, Fassungslosigkeit herrschte und Wut aufkam. Am liebsten hätte ich (Jani) meinen ganzen Kleiderschrank weggeworfen – was ich aber natürlich nicht gemacht habe – und mich mit wehenden Protestfahnen vor die großen Kleidungsriesen gestellt.

Stattdessen haben wir angefangen umzudenken. Der erste Schritt war, keine neue Kleidung zu kaufen und alte Kleidung aufzubrauchen (wegwerfen ist nicht im Sinne der Nachhaltigkeit). Wenn dann etwas Neues hermusste, haben wir das gute Stück entweder Second Hand oder Fair Trade gekauft.

Weitere Hintergrundinfos sind hilfreich

Wenn dich die Fokus berühren und dadurch ein Umdenken stattfindet, ist es wichtig, dass du dir weitere Hintergrundinfos aneignest. Es ist sinnvoll, sich tiefer in die Materie einzuarbeiten, damit du die Zusammenhänge besser verstehst und Alternativen kennenlernst. Wir haben das Gefühl, dabei nie auszulernen.

Mach dir keinen Druck

Es ist uns an dieser Stelle sehr wichtig zu sagen, dass du dir keinen Druck bei der Umstellung machen sollst. Mach es, wie bei allen Dingen: in deinem Tempo. Du musst nicht von heute auf morgen einen nachhaltigen Kleiderschrank haben. Es ist auch okay, wenn dir „Fehler“ unterlaufen – das ist uns auch passiert. Wichtig ist der Weg, den du einschlägst. Wie wir es immer wieder auf unserem Blog betonen: Der Weg ist das Ziel.

Dokumentationen und Informationen

Dokumentationen

Die für uns wichtigen Dokumentationen sind folgende:

  • Die billige Masche von H&M von ZDFzoom: Diese Doku nimmt H&M genau unter die Lupe und zeigt die Machenschaften des Konzerns.
  • Gefahr aus unserem Kleiderschrank von ZDF Planet e: Dokumentation über Schadstoffe in unserer Bekleidung sowie Hintergründe der Bekleidungsindustrie.
  • Gesichter der Armut – Leben mit ein paar Cent von ZDF: Es wird gezeigt, wie H&M, KiK, Adidas & Co. an dem Elend in Bangladesh verdienen.
  • Gift auf unserer Haut von ZDF 37 Grad: Die Dokumentation beschäftigt sich mit der Leder- und Pelzherstellung, u. a. in Bangladesch und China.
  • Der H&M Check von ARD: er H&M-Check überprüft die Arbeitsbedingungen in Produktionsländern, lässt Textilien auf Schadstoffe und Haltbarkeit untersuchen – und verzichtet in einem Modetest auf die Etiketten: Wie schick sind Jeans und Shirts von H&M noch, wenn sie als No-Name-Ware daherkommen?
  • The True Cost Movie (auch auf Nextflix zu sehen): Über diese Doku haben wir hier ausführlich geschrieben.

Dir werden beim Anschauen noch weitere Dokus begegnen, die dich interessieren werden. Es tun sich immer weitere Türen auf. Unsere vorgestellten Dokus sollen erst einmal ein Grundstock sein, um in das Thema hineinzufinden.

Nachdem du nun ein paar Dokus gesehen hast, möchtest du vielleicht mehr über Fair Fashion wissen und die weiteres Wissen aneignen. Im nächsten Kapitel stellen wir dir – aus unserer Sicht – informative und hilfreiche Seiten vor.

Informationsseiten zu Fair Fashion

  • Faire Kleidung – Fair Fashion – alles was du über faire Kleidung wissen musst. Hier kannst du auch nachlesen, was die verschiedenen Fairtrade-Standards sind.
  • Fair Wear Foundation – Die Fair Wear Foundation (FWF) ist eine gemeinnützige Organisation, die gemeinsam mit ihren Mitgliedsunternehmen und weiteren Partnern wie Gewerkschaften, NGOs, Fabriken, Unternehmensverbänden und Regierungen die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie verbessern möchten.
  • Fairtrade Deutschland – Fairtrade zeigt, wie faire Produktion entlang der Lieferkette funktioniert. Angefangen bei indischen Baumwollbäuerinnen und -bauern, über Näherinnen, Geschäftsführer*innen, Modeunternehmen und natürlich Mitarbeiter*innen von Fairtrade.
  • Femnet – Femnet setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen von Frauen in der Bekleidungsindustrie ein.
  • Kampagne für saubere Kleidung – Die Kampagne für Saubere Kleidung ist ein Netzwerk, das sich für die Rechte der Arbeiter*innen in den Lieferketten der internationalen Modeindustrie einsetzt. Kampagne für saubere Kleidung ist Teil der Clean Clothes Campaign.

Zertifikate und Siegel

Im Supermarkt finden wir häufig Produkte mit dem Fairtrade-Siegel. Dieses soll den Arbeitern faire Preise bescheren und ihnen so ein festes Einkommen sichern. Zudem sind die Kleinbauernfamilien nicht mehr so stark den Schwankungen der Weltmarktpreise ausgesetzt. Daneben setzen die Hersteller von Fairtrade-Produkten auf humane Arbeitsbedingungen, die Abschaffung der Kinderarbeit und auf einen ökologischen Anbei. Besonders wichtig ist auch die Transparenz. Waren mit Fairtrade-Siegel sind nachverfolgbar. So kann man jeden Schritt der Produktion kontrollieren.

fairekleidung.com

Klar, wie wir es in den oben vorgestellten Dokumentationen schon gesehen haben, sagen Zertifikate nicht immer viel aus. Du darfst Siegeln und Zertifikaten gerne kritisch gegenüberstehen. Kleinere Firmen können sich manche Siegel und Zertifikate nicht leisten, andersherum bedeutet ein Siegel auch nicht, dass hinter dem Label alles perfekt läuft und vollkommen fair ist. Dennoch möchten wir dir ein paar der wohl bekanntesten Siegel vorstellen (hinter denen wir auch weitestgehend stehen), damit du sie kennenlernst und erkennen kannst, ob dein Einkauf fair gehandelt ist oder nicht.

  • Blauer Engel – Der Blaue Engel ist das Umweltzeichen des Bundesumweltministeriums. Produkte, die den Blauen Engel als Siegel haben, sind umweltfreundlicher als andere Produkte ihrer Gruppe. Um das Siegel zu erhalten, müssen die Produkte bestimmte Kriterien erfüllen, wobei der gesamte Lebensweg des Produktes betrachtet wird. Im Mittelpunkt steht dabei der Umweltschutz. Alle drei bis vier Jahre werden die Kriterien überarbeitet.
  • Cradle to Cradle (der deutsche Verein dazu: Cradle to Cradle) – In ihrer Satzung schreiben sie folgendes: Zweck des Vereins ist die Förderung des Umweltschutzes und der Umweltbildung. Zahlreiche Produkte sind aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung, der Art der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung sowohl als umwelt- als auch gesundheitsschädlich anzusehen. Für  Verbraucher, Unternehmen und Verbände sollen daher die Umwelt- und Gesundheitseigenschaften von Produkten,  Produktionsweisen und Verwertungsprozessen transparent gemacht werden. Es soll auf die Umstellung auf eine Produktionsweise hingewirkt werden, bei der bereits in der Produktentwicklung das Ziel der Wiedergewinnung und -verwertung von Rohstoffen in technischen und biologischen Kreisläufen, sowie der Verwendung ausschließlich nicht-toxischer Inhaltsstoffe verfolgt wird. Dies entspricht dem Konzept von „Cradle to Cradle“ („Wiege zur Wiege).
  • Fairtrade Siegel – Das Fairtrade-Siegel haben wir alle schon mal gesehen, meist auf Lebensmitteln. Es ist das bekannteste Fairtrade Siegel. Es steht für fair angebaute und gehandelte Produkte, bei dem alle Zutaten zu 100 Prozent unter Fairtrade-Bedingungen gehandelt sind und physisch rückzuverfolgen sind. Es müssen die Standards von Fairtrade International (FLO) eingehalten werden. In Deutschland wird das Siegel von TransFair e. V. vergeben. Es ist kein Bio-Siegel, jedoch stammen etwa 65 % der Waren aus biologischen Anbau. Ist ein Produkt nicht zu 100 % fair, befindet sich zusätzlich ein Pfeil auf dem Siegeln. Es gibt spezielle Siegel für verschiedene Produkte wie Cotton oder Textile Produktion.
  • Fair Wear Foundation – Fair Wear Foundation ist streng genommen kein Siegel, das Produkte zertifiziert, sondern ein Zusammenschluss von Unternehmen, NGOs und Gewerkschaften. Mitglieder der Fair Wear Foundation (FWF) verpflichten sich, die Arbeitsbedingungen in textilverarbeitenden Fabriken und Betrieben zu verbessern. Der Fokus liegt dabei auf den Cut, Make, Trim (CMT) Prozessen der Textilproduktion und auf die Einhaltung von Mindeststandards, vor allem auf der Verbesserung der Produktionsbedingungen. Die Standards basieren auf den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Dazu gehören u. a. Zwangs- und Kinderarbeit, Versammlungsfreiheit, Recht auf einen Betriebsrat und Tarifverhandlungen, Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz, existenzsichernde Löhne und Regelungen gegen Diskriminierung. Das Logo darf nur genutzt werden, wenn FWF mindestens 90 % der Zulieferer kontrolliert hat: die Produktionsstätten, geordnetes Beschwerdemanagement und Management Audits. Die Mitglieder verpflichten sich, ihren Betrieb innerhalb von drei Jahren auf die o.g. Kriterien umzustellen. Das Siegel selbst bekommen die Mitglieder nur, wenn sie länger als ein Jahr Mitglied sind und in die beste Kategorie eigestuft sind. Das bedeutet, dass alle Anforderungen weitestgehend erfüllt sind.
  • Gepa fair+ – GEPA hat sehr strenge Anforderungen an das Siegel, weshalb es seltener vertreten ist. fair+ Siegel zeichnen sich dadurch aus, dass die Kriterien noch „gerechter“ sind: zusätzliche Länderzuschläge für Kaffeebauern oder Beratungen bei der Umstellung auf nachhaltigen Anbau.
  • GOTS (Global Organic Textile Standard) – Dieses Siegel gibt es seit 2006 und gehört zu den anerkanntesten Bio Siegeln. Es hat einen ökologischen Schwerpunkt. Ihre Richtlinien sind weltweit anerkannt, die eine nachhaltige Produktion von Textilien gewährleisten – von der Gewinnung biologisch erzeugter Rohstoffe über eine umwelt- und sozialverantwortliche Fertigung bis hin zur transparenten Kennzeichnung. Alle Produkte, die das GOTS-Siegel erhalten, müssen mindestens 70 % bzw. 95 % aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Können die Hersteller das nicht einhalten, werden sie nicht zertifiziert.
    Aber auch die Chemikalien in der Textilherstellung müssen Kriterien zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit erfüllen: giftige Schwermetalle, Formaldehyd und gentechnisch veränderte Organismen sind verboten. Alle Betriebe der Lieferkette müssen zertifiziert sein und werden einmaljährlich (jedoch vorangemeldet) kontrolliert. Bei Verdachtsfällen erfolgt die Kontrolle unangekündigt. Leder- und Fellprodukte sind in diesem Siegel nicht enthalten.
    Das Siegel ist nach dem IVN-Siegel das Beste, dass es derzeit gibt.
  • IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) – Der IVN hat drei Qualitätszeichen, zu denen auch das GOTS gehört und kennzeichnet damit Textil- und Lederprodukte. Das Siegel bestätigt, dass das Produkt ökologisch, qualitativ hochwertig und sozialverträglich hergestellt wurde und frei von Schadstoffen ist. Die textilen Fasern müssen zu 100 % aus Naturfasern bestehen und diese zu 100 % aus biologischem Anbau oder biologischer Tierhaltung entstammen. Es ist derzeit das Siegel mit den höchsten ökologischen Standards.
  • Textiles Vertrauen von Öko-Tex – Das Siegel ist in erster Linie ein Verbraucherschutz-Siegel, welches es in zwei Ausführungen gibt. Das Öko-Tex 100-Zertifikat sagt aus, dass das Endprodukt keine verbotenen, reglementierten und gesundheitsbedenklichen Schadstoffsubstanzen enthält. Bei der Prüfung werden alle Bestandteile des Produkts getestet. Die Produktionskette und die Herstellungsbedingungen werden nicht geprüft. Die Materialien müssen nicht zwingend aus umweltfreundlichen Naturfasern bestehen.
    Öko-Tex 100 plus geht einen Schritt weiter und überprüft nachhaltige und faire Arbeitsbedingungen. Das Siegel enthält die Zertifizierung STeP (Sustainable Textile Production) und stellt Anforderungen in den Bereichen Chemikalienmanagement, Umweltperformance, Umweltmanagement, Soziale Verantwortung, Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit. Optisch unterscheiden sich diese beiden Siegel nur wenig, daher unbedingt genau hinschauen!
  • World Fair Trade Organization – Dieses Label ist vor allem in Weltläden zu finden. Unternehmen können sich und ihre Produkte kennzeichnen, wenn die gesamten Unternehmenstätigkeiten den WFTO-Standards entsprechen.

Du willst mehr wissen?

Wenn du mehr über die jeweiligen Siegel wissen möchtest, kannst du einfach auf die hinterlegen Links klicken, diese haben wir dir direkt schon rausgesucht (und das sind auch unsere Quellenangaben). Aus unserer Sicht sind Fairekleidung.com und Quick Check (kann kostenlos bestellt werden) tolle und sehr informative Seiten für tiefergehende Informationen.

Greenpeace hat eine Liste mit Geschäften in Deutschland veröffentlicht, in denen ökologisch zertifizierte Mode verkauft wird. Für Münster habe ich hier eine Liste zusammengestellt.

Das war unsere kleine Einführung in die Welt der Fair Fashion. Wir hoffen, dass dir unsere Links und kurzen Erklärungen etwas weiterhelfen und du dich gut auf den Weg machen kannst. Hier findest du eine lange Liste mit fairen und nachhaltigen Onlineshops und Marken.

Wenn du noch Ergänzungen hast, lass es uns gerne wissen!

Liebe Grüße,
Jani & Freddy

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