Gastbeitrag: Hühner im Garten halten – Eierlegende Resteverwerter

Hühner im Garten halten

Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2023

Unser heutiger Gastartikel, der sich um „Hühner im Garten halten“ dreht, stammt von Robert von huehner-ratgeber.de. Robert ist leidenschaftlicher Tierhalter und hat schon immer ein paar Mäuler durchgefüttert. Weil ihm Hühner und andere Tiere seit seiner Kindheit vertraut sind, hat er das Gemeinschaftsprojekt huehner-ratgeber.de ins Leben gerufen.



Eine Bereicherung für jeden Garten sind Hühner, die unentwegt nach Kleintieren suchen und zum Dank für ein paar Körner fleißig Eier legen. Gibt es außerdem einige Reste aus dem Gemüsegarten und der Küche, sinken die Futterkosten. Es ließen sich sogar noch die Bruderhähne mästen, doch die meisten wollen ihre Mitbewohner im Garten lieber pflegen und sich an ihnen erfreuen. Zum Glück gibt es im Frühjahr immer Anbieter für junge Legehennen.

Wer seinen Hühnern den Stall und Garten bietet, kann sich daran erbauen, wie sie ihre Persönlichkeit herausbilden und sich ihres Lebens erfreuen. Es gibt sicherlich hier und da ein Problemchen. Doch mit der richtigen Planung lässt sich das Gröbste schon umgehen.

Hühner im Garten halten: Die Hühnerwiese

Wer ein sehr großes Gelänge bietet und keine Gefahren fürchtet, kann die Hühner frei laufen lassen. Zur Not wäre halt der Gemüsegarten einzuzäunen, schon laufen die Hühner umher und richten kaum Schaden an.

Die meisten haben hingegen einen übersichtlichen Garten oder es grenzt eine gut befahrene Straße an. Aber auch Beutegreifer sind nicht zu unterschätzen. Wagen sich die Hühner in eine Böschung zum Feldrand, werden sie zur einfachen Beute. Selbst im eingezäunten Garten ist die Gefahr hoch, seine Hühner zu verlieren. Fuchs und Marder kommen zwar in der Nacht, wenn die Hühner im sicheren Hühnerstall sitzen sollen. Doch Nachbars Hund oder der Greifvogel sind auch schon vielen Hühnern zum Verhängnis geworden.

Die Größe und Schutz vor anderen Tieren

In Bio-Betrieben erhält jedes Huhn 4 m² Hühnerwiese, 10 m² oder mehr wären besser. Gegen Hunde und Katzen hilft ein hoher Zaun in passender Ausführung, der wieder ins Geld geht. Die Abwehr gegen Raubvögel ist dagegen schon einfacher: Überall auf der Hühnerwiese muss es Deckung geben, große offene Flächen sind zu vermeiden.

Hühner freuen sich über Beerensträucher, Obstgehölze und Nadelbäume, die bis zum Boden abschließen. Auch wintergrüne Pflanzen wie Bambus sind gut, da sie das ganze Jahr Deckung bieten. Neben diesen höheren Gewächsen sind z.B. Lavendel und ähnlich beständige Pflanzen sinnvoll, da Hühner hier und da ein paar Halme naschen.

Trog und Wassernapf

An einer Stelle eignen sich alte Terrassenplatten, um einen kleinen Bereich auszulegen. Hier lassen sich ein Trog und ein Wassernapf aufstellen. Schon gibt es eine Futterstelle für die Reste aus Küche und Garten, die sich leicht reinigen lässt. Es eignen sich alle nicht verarbeiteten und nicht scharfen Gemüse- und Obstarten bis auf Avocados. Die Hühner werden auch selber selektieren.

Staubbad

Wenn es nicht schon im Hühnerstall steht, soll es im Freien an einer trockenen Stelle ein Staubbad für die Hühner geben. Hier ließe sich eine Europalette aufbocken und mit einer Folie überziehen. Darunter kommt ein altes Katzenklo mit feinem Sand. In diesen wird monatlich etwas saubere Holzasche gegeben, ca. 5 bis 10 Volumenprozent. Die Hühner benötigen ein Staubbad, um ihre Parasiten mit dem Staub aus dem Gefieder zu schütteln. Zur Sicherheit kann es alle Quartale noch 1 Volumenprozent Kieselgur geben, welches nach der Grundreinigung auch im Hühnerstall gegen Parasiten eingesetzt wird.

Hühnerstall – kaufen oder selber bauen?

Sicherlich gibt es diverse Angebote für ein Hühnerhaus oder einen mobilen Hühnerstall. Wer das Geld hat, soll sich nicht abhalten lassen. Doch diese kleinen Behausungen sind lediglich als Kernelement für die Nacht zu betrachten. Ohne einen genügend großen Auslauf wird sich auf so engem Raum kein Huhn wohlfühlen.

Auf Schutz vor Nässe und Zugluft achten

Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich auch ein altes Gartenhaus schnell zum Hühnerhaus umbauen. Wichtig ist immer, dass es vor Nässe, aber auch vor Zugluft schützt und dennoch frische Luft hat. Demnach ließe sich ein Boden aus alten Terrassenplatten verlegen, ein Marderdraht darunter würde ein Untertunneln durch Schadnager verhindern. Wenn die Terrassenplatten nicht verrutschen können, lassen sich die Ritzen noch mit geeignetem Fugenkitt abdichten. Wichtig bleibt die glatte Oberfläche, die sich gut reinigen lässt.

Auch die unteren 50 cm der Seitenwände sollen auf irgendeine Weise beständig versiegelt werden, darüber ist eine blasse oder weiße Holzlasur perfekt. Demnach ließen sich die Seiten mit senkrecht aufgestellten Terrassenplatten einfassen. Doch zuerst kommen OSB-Platten als zweite Wandverkleidung. Diese sind günstig, wirken zugleich dämmend und die Seitenwände sind wieder dicht. Ist die Außenwand jedoch zu löcherig, wäre unter den OSB-Platten vielleicht noch eine Folie zu ziehen, aber nur zur Wetterseite. Atmende Wände sind immerhin besser.

Hühnerstangen nicht vergessen

Wer seinen Hühnerstall gut strukturiert, bringt 8 Zwerghühner oder 3 schwere Hühner auf einen m² unter. Demnach soll es für fast alle Rassen im Stall an einer zugsicheren Stelle Hühnerstangen geben. Diese sollen alle auf gleicher Höhe und mit genügendem Abstand angebracht sein, damit alle Hühner Platz finden. Auch hier kommt es auf die Größe der Hühner an. Darunter kann es ein schräges Kotbrett geben, das sich mit einem Kratzer leicht reinigen lässt. Oder es wird ein Kotbunker mit einem starren Gitter abgedeckt.

Futterstellen & Co.

Um diesen Bereich herum gibt es den Scharrraum und zu einer Seite die leicht erhöhte Futterstelle. Zu einer anderen gut erreichbaren und erhöhten Stelle werden die Legenester für die Hennen aufgestellt. Auch hier gibt es im Handel verschiedene Angebote, seine Legenester selber bauen spart vielleicht ein paar Euro. Bei Tränken und Näpfen wäre für die bessere Hygiene aber doch der Griff in den Geldbeutel angeraten. Demnach gibt es kleine Futtersilos und Stülptränken. Feuchte Nahrung oder Reste aus Garten und Küche lassen sich hingegen im Freien verfüttern, gehaltvolle Körner würden jedoch Vögel und Nager anlocken.

Neben diesen Aspekten soll der Hühnerstall ein Fenster haben, damit genug Licht, aber auch nicht zu viel in den Hühnerstall fällt. Zu einer Wandseite soll es eine Hühnerklappe geben, hier ließe sich für Langschläfer auch eine automatische Hühnerklappe installieren.

Belüftung

Für die Belüftung soll es auf mittlerer Höhe eine Zuluftöffnung oder Zuluftrohr geben, damit die Frischluft in den Scharrraum hinein fällt. Im oberen Bereich gibt es eine weitere Öffnung. Warme Luft drückt sich hoch und entweicht während frische nachströmt. Beide Öffnungen sollen sich gut einstellen lassen und wie alle anderen Öffnungen nach Draußen mit Marderdraht gesichert sein.

Perfekt ist es, wenn das halbe Gartenhaus zum Hühnerstall wird und vom restlichen Bereich die eine Hälfte als Gang und die andere Hälfte für die verschließbare Futterkiste dient.

Die wichtigste Frage – welche Hühnerrasse zieht ein?

Hühner legen Eier und wollen Gesellschaft. Idyllisch ist es, wenn sie ein paar Freundinnen und auch einen Hahn haben. Letzterer wird mit seinem Krähen die Nachbarn beeindrucken und alle Hennen bewachen. Während diese nach Futter suchen, beobachtet er den Himmel und warnt vor Angriffen.

Aber welche Hühnerrasse soll es werden? Es gibt sehr kleine Zwerghühner wie Chabos oder sehr schwere Hühner wie Brahmas. Dann gibt es die flugunfähigen Seidenhühner oder Deutsche Totleger, die einem auf das Dach flattern. Auch die Legeleistung ist relevant. Demnach legen die schweren Cochin wenig, brüten aber gerne. Dann gibt es Bielefelder Kennhühner, die bis über 200 Eier im ersten Legejahr schaffen und selbst im Winter noch legen. Einige Rassen sind scheu wie Brabanter, andere werden schnell anhänglich wie Schwedische Blumenhühner. Oder es wird ein Huhn mit Federfüßen, Bart und Haube, welches nur auf trockenem Grund laufen soll und etwas mehr Pflege braucht?

Für den normalen Gartenbesitzer wären immer Hühnerrassen zu wählen, die kaum noch über einen Zaun mit einem Meter Höhe kämen. Hier wären neben Seidenhühnern, Brahma und Cochin auch Orpington, Amrock, Mechelner Hühner oder Barnevelder zu benennen.

Viele Hühnerrassen sind gefährdet. Eine weitere Frage lautet also, welche der in Frage kommenden Rassen regional erhältlich sind und ob vielleicht einige Rassen miteinander gemischt werden. Demnach legen die meisten Hühner nicht das ganze Jahr durchgehend, doch eine kleine Hühnerherde könnte es schon.

Der rechtliche Aspekt

In vielen Wohnlagen, in denen Gärten typisch sind, werden Hühner geduldet, aber nicht automatisch. Es gibt ein Gewohnheitsrecht, das erst nach Jahren da ist, weswegen es wichtig ist, vorab die Nachbarn zu fragen. Außerdem muss in Deutschland selbst ein einziges Huhn der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt gemeldet werden. Doch ein Huhn allein stirbt ohnehin bald vor Einsamkeit.

Weiterhin gibt es die Impfpflicht gegen Newcastle Disease. Die Spritze beim Tierarzt ist teuer. Doch häufig geben Hühnerzucht-Vereine den Impfstoff gegen ein paar Euro an Nicht-Mitglieder ab. Dieser wird dann alle drei Monate über das Trinkwasser verabreicht. Andere Impfungen sind zum Teil ebenfalls sinnvoll, aber auf freiwilliger Basis.

Das bedeutet, dass bereits vor der Anschaffung der Kontakt zum örtlichen Hühnerzucht-Verein sinnvoll ist. Dieser kann direkt aufklären, welche Rassen sich denn in der Region leicht beschaffen lassen. Es gibt immerhin Erhaltungszüchter, die ihren Ausschuss sehr gerne gegen ein paar Euro abgeben.

Viel Arbeit für ein paar Eier?

Das alles hört sich nach einem Gewaltakt an. Selbst bei steigenden Eier-Preisen wäre das unverhältnismäßig? Wer alles einmalig eingerichtet hat, braucht nur noch ein paar Minuten pro Tag und am Wochenende eine Stunde für die laufende Pflege. Schon gibt es frische Eier von glücklichen Hühnern, die einem die gesamte Familie begeistern.

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