Zuletzt aktualisiert am 20. September 2024
Wie ist das bei dir in der Beziehung? Habt ihr ein gemeinsames Konto oder getrennte Konten? Ich möchte dir heute das 3-Konten-Modell vorstellen, das eine Mischung aus beiden Alternativen ist. Hierdurch könnt ihr sowohl eure gemeinsamen, aber auch die eigenen Finanzen klar regeln. Und das Wichtigste: Jeder behält seine eigene Freiheit und Unabhängigkeit.
Denn wer kennt es nicht: Bei Geld fangen häufig die Konflikte an. Gerade in einer Partnerschaft spielt Geld eine wichtige Rolle – Streitpotential ist da vorprogrammiert. Bei getrennten Konten kann es zu Konflikten darüber kommen, wer häufiger den Einkauf zahlt. Bei gemeinsamen Konten neigt man dazu, gegenseitig Rechenschaft abzulegen (ablegen zu müssen), wofür das Geld denn schon wieder ausgegeben wurde. Aber auch im Scheidungsfall kann es für einen Partner sehr zum Nachteil werden, wenn er oder sie gar kein eigenes Konto und demnach kein eigenes Geld hat, vielleicht auch abhängig vom Partner/von der Partnerin war.
In meinen Augen ist es grob fahrlässig, wenn erwachsene Menschen ihre Finanzen nicht klar regeln und auch nicht darüber sprechen. Es ist schon so oft zu bösen Erwachen in Beziehungen gekommen, weil ein Partner dem anderen die Finanzen überlassen hat und keinen Überblick darüber hatte. Das soll und muss nicht sein!
Hier gibt es einen interessanten Artikel von Welt.de: Warum Paare unbedingt drei Konten haben sollten.
Warum ein Gemeinschaftskonto?
Wir selbst sind Anhänger von einem Gemeinschaftskonto, wenn man einen gemeinsamen Haushalt führt, spätestens jedoch dann, wenn Kinder im Spiel sind – das ist aber nur unsere persönliche Haltung! Aus einem Paar werden Eltern, weshalb spätestens dann die Finanzen klar geregelt sein sollten.
Von dem Gemeinschaftskonto gehen alle gemeinsamen Kosten ab. Es gibt keine Streitereien oder Diskussionen darüber, wer was bezahlt hat oder bezahlen muss. Beide verfügen über das Konto und können gemeinsame Anschaffungen tätigen. Jeder behält so den Überblick über die Ausgaben und ein diesbezügliches böses Erwachsen wird vermieden. Es versteht sich von selbst, dass beide Partner eine eigene EC-Karte und Onlinebanking für das Gemeinschaftskonto besitzen sollten.
Wichtig in einer gleichberechtigten Partnerschaft
Für uns ist das auch ein wichtiger Punkt in Sachen gleichberechtigter Partnerschaft. Früher hat sich in der Regel die Mutter um die Kinder und den Haushalt zu kümmern, während der Vater das Geld nach Hause brachte. Viele Frauen hatten weder ein eigenes Konto, noch ein eigenes Einkommen. Sie waren vollkommen abhängig von ihrem Mann.
Wir leben jetzt aber im Jahr 2021. Heute tragen Frauen viel häufiger zum Haushaltseinkommen bei, als noch früher. Daher sollten Frauen unbedingt davon weg, sich von ihrem Mann abhängig zu machen und sollten stattdessen die Finanzen auf Augenhöhe im Blick behalten.
So funktioniert das 3-Konten-Modell
Mit dem 3-Konten-Modell kann man wunderbar gegen Abhängigkeiten und für finanzielle Unabhängigkeit sorgen. Wie es geht, erkläre ich dir jetzt.
- Sämtliche Einnahmen beider Partner kommen auf das Gemeinschaftskonto. Davon werden alle Ausgaben, die die Familie betreffen, bezahlt. Dazu gehören u.a. Miete/Eigentum, Versicherungen, Einkäufe, Auto, Internet- und Telefon, Streaminganbieter, Taschengeld und Vorsorge für das Kind/die Kinder, Rundfunkgebühr und gemeinsames Sparen (z. B. Notgroschen, Urlaube, gemeinsame Anschaffungen, Klassenfahrten, Autoreparaturen und Haustier etc.)
- Das Geld, das übrig bleibt, wird dann 50/50 auf die eigenen Konten überwiesen. Darüber verfügt dann jeder von euch alleine und kann mit dem Geld tun, was er oder sie möchte: Kleidung, Urlaube mit Freund/innen, Bücher etc.
Warum 50/50?
Für uns persönlich ist eine 50/50 Aufteilung fair, was andere aber auch anders sehen können. Ich möchte dir aber unsere Gründe dafür darlegen.
Bei einem gleichen oder fast gleichen Einkommen, stellt sich die Frage nach dem Warum nicht. Wenn dem aber nicht so ist, kommt diese Frage unweigerlich auf. Nehmen wir an, ein Part verdient das meiste Geld, der andere Part bleibt für die Kinder zu Hause oder arbeitet weniger, weil er/sie die Kinderbetreuung (oder andere Carearbeit) sicherstellen muss. Der Part, der sich um die Kinder kümmert und dementsprechend nichts oder weniger verdient, leistet ebenso Arbeit und hat finanzielle Einbußen (von den Renteneinbußen fange ich an dieser Stelle erst gar nicht an). Dieser Part hält dem anderen Part den Rücken frei, so dass er oder sie wie gewohnt arbeiten gehen kann.
Außerdem verdienen Frauen in vielen Fällen nur auf Grund ihres Geschlechts weniger, als Männer.
Kinderbetreuung ist kein Wellnessurlaub und gehört honoriert
Kinderbetreuung ist kein Wellnessurlaub, sondern Arbeit. Diese gehört honoriert. Und da der Staat das nicht macht, muss das in meinen Augen der/die Partner/in übernehmen. Eine Beziehung einzugehen bedeutet für uns auch, füreinander zu sorgen und füreinander einzustehen. Die Verhältnisse können sich immer ändern.
Trage Verantwortung und behalte deine Unabhängigkeit
Bei dem 3-Konten-Modell geht es darum, dass ihr beide Verantwortung für eure Finanzen übernehmt, aber gleichzeitig auch jeder über einen eigenen Geldbetrag verfügen kann. Damit braucht ihr niemandem Rechenschaft über eure Ausgaben ablegen. Ihr könnt damit machen, was ihr wollt.
Überblick über die fixen Ausgaben bekommen
Es ist wichtig, dass ihr beide gemeinsam entscheidet, was mit dem Gemeinschaftskonto passiert. Dazu solltet ihr klären, wie hoch die festen Ausgaben (Fixkosten) insgesamt sind. Wir haben durch das Führen eines Haushaltsbuches einen sehr guten Überblick bekommen. Setzt euch zusammen und sprecht offen und ausführlich darüber, macht eine Liste. Wenn dir etwas gegen den Strich geht und sich nicht gut anfühlt, spreche es offen an. Nur durch Reden und Vertrauen können klare Verhältnisse geschaffen werden.
Gemeinsames Sparen
Wofür möchtet ihr gemeinsam sparen? Wie hoch soll die gesparte Summe sein? Es ist wichtig, dass ihr auch für Ausgaben wie Klassenfahrten oder Urlaube gemeinsam spart.
Wir haben dafür ein Tagesgeldkonto angelegt, auf dem unser Geld gespart wird. Wir führen das Tagesgeldkonto mit einer Exceldatei. In der Exceldatei haben wir verschiedene, nur dort existierende, virtuelle Konten angelegt: Notgroschen, Urlaub, Hausrenovierung, Tierarztkosten, Klassenfahrten, neues Auto etc. So wissen wir immer, wie viel wir für jeden Bereich derzeit zur Verfügung haben. Die gesamte Summe wird immer zum Anfang des Monats auf das Tagesgeldkonto überwiesen. Diese Sparkonten sollten auf keinen Fall vergessen werden, bevor ihr überlegt, wie viel Geld im Monat für euch ausgezahlt wird.
Zum Notgroschen: Wir halten es für sehr wichtig, dass man finanziell etwas abgesichert ist. Das Minimum sollte sein, 3 Monatseinnahmen auf einem Sparkonto liegen zu haben. Wie wir in Corona-Zeiten gesehen haben, kann es schnell zu Kurzarbeit oder Jobverlust kommen. Aber auch Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit können eintreten, weshalb wir euch den Notgroschen dringend ans Herz legen möchten.
Vergesst nicht die variablen Kosten
Natürlich müsst ihr auch überlegen, wie viel ihr im Monat an variablen Kosten ausgebt. Um das herauszufinden, eignet sich ebenfalls wunderbar das Führen eines Haushaltsbuches.
Das Geld, dass dann nach Abzug aller Fixkosten, hochgerechneten variablen Kosten (z. B. Sprit, Lebensmittel, Ausflüge) und Sparsumme übrigbleibt, wird 50/50 aufgeteilt und auf die jeweiligen Konten überwiesen.
3-Konten-Modell – bezahlt euch zuerst!
Es gibt das Modell, dass das Geld, das am Ende des Monats übrig bleibt, auf die „Taschengeldkonten“ überwiesen werden. Ich persönlich halte davon nichts, da das Geld meist schnell ausgegeben ist und dann am Ende kaum noch was zum Überweisen da ist.
Deshalb: Bezahlt euch zuerst!
Das zuvor errechnete Taschengeld wird per Dauerauftrag immer am ersten Tag des Monats auf die jeweiligen Konten überwiesen. So habt ihr alle Ausgaben, sowohl die Fixkosten als auch eurer Taschengeld bezahlt/überwiesen. Der Rest der auf dem Konto verbleibt, ist dann für Lebensmittel und sonstige gemeinsame Ausgaben da. Es besteht so auch keine Gefahr, dass man mal an das gemeinsames Sparbuch für eigene persönliche Ausgaben muss.
Vorteile auf einen Blick
- Ihr seid gleichberechtigte Partner, tragt beide Verantwortung für die Finanzen, habt aber trotzdem eigene Freiheit.
- Es stärkt euren Zusammenhalt, ein Wir-Gefühl entsteht, da ihr beide Verantwortung für die Finanzen tragt.
- Es gibt keine oder weniger Streitigkeiten wegen des Geldes. Die Finanzen sind klar geregelt.
- Ihr habt beide die Übersicht über eure Haushaltsführung.
- Du kannst deinem Partner/deiner Partnerin auch mal eine Überraschung machen, ohne das man auf dem gemeinsamen Kontoauszug direkt sieht, dass Geld ausgegeben wurde. 😉
Schritt für Schritt Anleitung zur Einrichtung des 3-Konten-Modells
- Sichtet eure Finanzen und stellt eine Übersicht mit allein Einnahmen und Ausgaben auf. Das braucht Zeit! Führt ein Haushaltsbuch über zwei bis drei Monate (wir führen es schon seit über 2 Jahren), um einen wirklichen Überblick zu bekommen.
- Plant die Ausgaben für das Gemeinschaftskonto. Legt Prioritäten fest, ihr müsst da eine gemeinsame Linie fahren. Wichtig ist beispielsweise der Aspekt, ob spontane Einkäufe in Ordnung sind oder ob nur das gekauft wird, was notwendig ist.
- Plant eure Sparziele! Welche Ausgaben kommen in unregelmäßigem Tonus (z. B. Klassenfahrten)? Wofür möchtet ihr gemeinsam monatlich Geld zur Seite legen und welche Summe soll erreicht werden? Tierarztkosten? Sonstige Anschaffung? Urlaube? Notgroschen? ………
- Rechnet eurer Taschengeld aus.
- Plant das 3-Konten Modell. Soll bei dem gemeinsamen Konto ein Tagesgeldkonto für gemeinsames sparen hinterlegt sein? Wo möchtet ihr die 3 Konten eröffnen? Achtet darauf, dass ihr keine Grundgebühren zahlen müsst und das Konto kostenlos ist. Das spart viel Geld ein.
- Richtet ein Konto bei der Bank ein. Für ein Gemeinschaftskonto müsst ihr beide unterschreiben, für eure jeweils eigenen Konto selbstverständlich nur der jeweilige Inhaber. Mittlerweile kann man auf das Post-Ident-Verfahren verzichten und sich online authentifizieren. Das geht alles ziemlich schnell heute.
- Kümmert euch um die Einnahmen und Ausgaben. Gebt bei euren Arbeitgebern oder sonstigen Einnahmequellen eure neue Kontoverbindung des Gemeinschaftskontos an. Ändert auch bei euren Fixkosten die Kontoverbindung in das Gemeinschaftskonto um.
- Richtet einen Dauerauftrag für euer Taschengeld ein. Denkt dran, bezahlt euch zuerst! 😉
- Evaluiert in regelmäßigen Abständen. Es ist wichtig, dass ihr immer im Gespräch bleibt. Fühlt sich die Aufteilung gut an? Wurden Ausgaben übersehen? Ist es so, wie ihr es euch gewünscht habt? Gab es Erfolge oder Misserfolge? Es ist nichts in Stein gemeißelt, ihr könnt jederzeit flexibel eure Ziele verändern!
Gebt euch Zeit, wenn ihr das 3-Konten Modell einführt. Manchmal muss man noch nachjustieren und das ist auch vollkommen okay. Ich wiederhole mich jetzt, aber mir ist das sehr wichtig: Redet immer miteinander!
Vielleicht ist die 50/50 Aufteilung nichts für eure Beziehung und das ist okay. Dann müsst ihr eine andere Aufteilung finden. Wichtig ist, dass ihr beide dahinter steht und sich niemand benachteiligt fühlt.
Liebe Grüße,
Jani
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