Zuletzt aktualisiert am 20. September 2024
Schon vor einigen Wochen erfuhr ich von der Doku über Minimalismus, hatte aber kein Netflix und eine DVD wollte ich nicht kaufen. Dann erfuhr ich durch Zufall, dass es einen kostenlosen Probemonat Netflix gibt (warum habe ich dann nicht selbst vorher mal geschaut?). Ich habe mich also kurzerhand angemeldet und mir die Doku angesehen. Was soll ich sagen? Ich finde sie wirklich bewegend und gut.
„Minimalism – A Documentary about the Important Things“ zeigt die Gründe und Auswirkungen unseres Konsums: Warum kaufen wir Menschen so viel und verfallen regelrecht in einen Konsumwahn? Letztendlich stellt die Doku der Frage:
Größer, besser und schneller ist die Devise
Für viele Menschen zählt im Leben „größer, besser und schneller“. Am besten macht man beruflich Karriere, hat viel Geld und kauft sich alles, was das Herz (angeblich) begehrt. Je mehr, desto besser. Warum das Geld zu Seite legen? Schließlich lebt man jetzt und nicht irgendwann. Es werden Kredite aufgenommen, weil man Dinge haben möchte die In sind, die man toll findet und vermeintlich braucht. Die innere Leere wird jedoch nicht gefüllt. Was bleibt, ist ein schier endloses Rad aus Konsumkäufen.
Beim Minimalismus ist Weniger mehr
Beim Minimalismus ist die Devise „Weniger ist mehr“. Und es ist ein Prozess dahin zu kommen. Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus haben ein Buch über Minimalismus geschrieben, sind die Hauptprotagonisten in der Doku und werden auf ihrem Weg der Buch-Promotion begleitet. Zwischendurch werden immer wieder Beiträge von anderen Minimalisten eingebunden, die einen tiefen Einblick in ihr Privatleben geben. Sie berichten bodenlos ehrlich, was sie erlebt haben und was sie auf diesen Weg geführt hat.
Zu sehen sind beruflich und finanziell erfolgreiche Menschen, Workaholics, Familien, werdende Eltern und Menschen, die in einem Tiny House leben. Alle vereint eine Sache: Die zuvor bestehende Unzufriedenheit, bis sie das einfache Leben gefunden haben. Sie waren auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Auf ihrem Weg haben sie gesehen, dass es nicht darauf ankommt, viel zu besitzen, sondern darauf, mehr Freiheit zu haben. Unter Freiheit verstehen sie wenig Besitz, mehr Platz, mehr Zeit, mehr Zufriedenheit, weniger Stress, mehr Ordnung, mehr und intensivere Beziehungen, mehr Leidenschaft, mehr Erfahrung und mehr Wachstum.
Ich fühlte mich angesprochen
Angesprochen fühlte ich mich, als Millburn und Nicodemus auf einer Rede Bücher ansprachen. Sie sagten „Es werden Menschen zu mir kommen die sagen, sie seien keine richtigen Minimalisten wie wir, denn sie würden ihre Bücher lieben, den typischen Geruch und natürlich auch, in Büchern zu blättern. Aber denen sagen ich: Behalte deine Bücher. Sie scheinen dir großen Nutzen zu geben.“ Ich musste lachen, denn genau das trifft auch auf mich zu: Ich kann und möchte mich von meinen Büchern nicht trennen. Sie bedeuten mir viel. Und das ist genau der Punkt: Es macht mich glücklich und darum geht es auch im Minimalismus. Sammlungen und Gegenstände, die einem viel geben, viel bedeuten und glücklich machen, bleiben.
Der Konsum wird nicht verteufelt, sondern der Zwangskonsum. Genau das, was wir in den letzten Wochen und Monaten verändert haben und weiter verändern werden. Wir kaufen bewusst. Es zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität.
Berufliche Veränderungen
Besonders berührt haben mich die Abschnitte über den Beruf. Auch ich war beruflich lange unglücklich, bis ich mich neu orientierte, studierte und nun meine Erfüllung gefunden habe. Ich habe für mich gemerkt, dass ich derzeit ein Konstrukt aus Familie und Freunden, einen erfüllenden Beruf und kognitiver Herausforderung durch das Studieren brauche, um glücklich zu sein. Seitdem ich das für mich klar habe, kann ich besser für mich sorgen. Der Verdienst ist für mich zweitrangig. Wichtig ist mir, dass ich glücklich und zufrieden bin und leidenschaftlich gerne zur Arbeit gehe. Natürlich möchte ich genügend Geld verdienen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Aber das tue ich und das reicht mir. Ich will nicht auf der Karriereleiter nach oben, sondern einfach einen Beruf ausüben, der mich innerlich erfüllt und Sinn gibt. Und das ist mir mehr Wert, als alles Geld der Welt. Ich erinnere mich an ein Gespräch, in dem mir gesagt wurde „Wenn du deinen Master in der Tasche hast, bist du doch viel besser qualifiziert. Willst du dann deinen Job noch weiter machen oder eine Leitung übernehmen?“ Ich verstand diese Frage zunächst nicht, weil ich das gar nicht in Betracht zog. Ich antwortete „Warum sollte ich meinen Job hinwerfen?“ „Na, du bist doch viel besser qualifiziert! Du hast doch bald einen Masterabschluss.“ „Ja und? Ich liebe meinen Job und mache den Master für mich. Der ist die Grundlage für eine eventuelle Promotion. Aber auch das mache ich nur für mich und nicht, weil ich die Karriereleiter nach oben möchte. Ich möchte einfach glücklich sein.“ Zumal ein Master in meinem Beruf auch nicht zwingend eine bessere Position bedeutet. 😉
Wie leben andere Familien?
Interessant waren auch die Beiträge der minimalistisch lebenden Familien. Es ist wirklich so, dass man sich als Gruppe zusammenfinden und Kompromisse eingehen muss. Jeder in unserer Familie ist anders und hat andere Bedürfnisse, klar.
Unsere Teenietochter z. B. findet das alles manchmal nervig und ließ schon den Satz fallen
Dabei hat sie schon die Augen verdreht. Und auf meine freudige Aussage hin, dass ich stolze Besitzerin einer Bambuszahnbürste bin, rollte sie wieder die Augen und sagte gar nichts.
So klappt das minimalistische und nachhaltige Leben auch mit Kindern.
Mein Mann und ich sind uns mittlerweile relativ einig geworden, das war auch schon mal anders. Der Prozess zum jetzigen Status Quo war lang und von vielen Gesprächen und Reflexionen geprägt.
Unsere Quatschtröte übernimmt immer mehr Verhaltensweisen von uns und wünscht sich zu ihrem Geburtstag Bücher zum Thema Klimawandel und Unweltschutz. Wir führen wahnsinnig tolle und interessante Gespräche mit ihr. Ihre Sicht ist großartig und schon von einem Weitblick geprägt. Andererseits ist sie aber auch noch ein Kind und kann alles mögliche gebrauchen: Werbematerialien, Äste, Blätter, Steine und manchmal auch (in unseren Augen) unsinniges Spielzeug. Aber auch da verändert sie sich immer mehr. Wir reden mit ihr darüber, aber schreiben ihr nichts vor. Insbesondere nicht bei Ästen, Blättern und Steinen. 😉 Wir geben ihr in ihrem Konsumverhalten auch den Rat, nochmal eine Nacht darüber zu schlafen und dann zu schauen, ob sie es wirklich noch haben will. In den meisten Fällen lässt sie sich darauf ein und am nächsten Tag ist es vergessen. Und wenn nicht, ist das auch in Ordnung.
Das leidige Thema Handy
Was mich richtig zum Nachdenken gebracht hat war der Abschnitt über den Handykonsum. Den habe ich tatsächlich noch viel zu viel. Auf der einen Seite schränke ich meinen Konsum ein, möchte aus dem Hamsterrad aussteigen und andererseits verbringe ich viel Zeit vor dem Handy. Das ist mir richtig bewusst geworden und ich möchte das so nicht. Deshalb werde ich mein Handy abends in der Küche lassen und nicht mehr nutzen. Mit ins Schlafzimmer kam das Handy sowieso nie, aber mit ins Wohnzimmer vor den Fernseher, bis ich ins Bett gehe. Das möchte ich gerne ändern.
Total sympathisch fand ich den Weg der beiden Protagonisten. Während sie zunächst vor sehr, sehr wenigen Besucher*innen ihre Vorträge hielten, wurden es zunehmend mehr. Der humorvolle Umgang damit, macht diese beiden Männer sehr sympathisch.
Manchmal habe ich mich ertappt gefühlt. Als hätten sie von mir gesprochen. Von einem meiner alten Ich’s. Mittlerweile denke, fühle und handle ich anders, aber das war ja nicht immer so.
Ich möchte dir die Doku ans Herz legen. Schau sie dir in einem ruhigen Moment an und gehe dann einmal durch eine Wohnung und schaue, wie du lebst. Was davon brauchst du wirklich und was davon macht dich wirklich glücklich?
Lieben Gruß,
Jani
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*Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Ich schreibe über diese Doku, weil sie mich bewegt hat. Ich erhalte dafür kein Geld, es besteht keine Kooperation. Das Foto stammt von der Doku Minimalism: A Documentary.