Zum Inhalt springen

So stellst du Kerzen aus Kerzenresten her

Auch wenn wir als Familie minimalistischer und nachhaltiger leben, dürfen Kerzen im Herbst und Winter bei uns nicht fehlen. Es gibt nichts schöneres, als im Dunkeln und/oder Sturm/Regen Kerzen im Haus verteilt anzumachen und das schöne Licht zu genießen. Um möglichst wenig Müll zu produzieren und möglichst viel aufzubrauchen, stellen wir immer wieder aus alten Kerzenresten neue Kerzen her. In diesem Artikel stellen wir dir zunächst die Vor- und Nachteile verschiedener Kerzenbestandteile vor und geben die Tipps mit auf den Weg, wie es in Sachen Kerzen nachhaltiger gehen kann. Anschließend erklären wir dir, wie du Kerzen aus Kerzenresten herstellen kannst. Viel Spaß!


Inhaltsverzeichnis

Vor- und Nachteile der verschiedenen Wachsarten

Es gibt keine Kennzeichnungspflicht für Kerzen. Das bedeutet, dass nicht immer klar ist, aus welchem Wachs die Kerzen bestehen oder welche Inhaltsstoffe sie enthalten. Wenn Kerzen aus besonders teuren Stoffen bestehen wie beispielsweise Bienenwachs oder Sojaöl, dann wird dies meist deklariert, weil diese Stoffe sehr teuer sind und einen hohen Preis rechtfertigen.

Kerzen bestehen entweder aus1 2 3

BestandteileInfosVor- und Nachteile
ParaffinNebenprodukt in der Ölherstellung– knapp werdender Rohstoff, muss oft importiert werden
– nicht umweltfreundlich, schlechte Klimabilanz
– brennen schnell ab
+ elastisch, schmilz ab 55 Grad
Stearinaus pflanzlichen oder tierischen Stoffen, z. B. Kokosfett oder Palmöl+ lange Brenndauer
+ weniger Ruß bzw. Feinstaub als Paraffinkerzen
+ hochwertig ggü. Paraffinkerzen
– Herstellung aus Palmöl
– wenig elastisch
– schmilzt ab 65 Grad
– teuer
Bienenwachserkennt man an dem weißen Belag an der Oberfläche; entfalten ihren Duft, wenn man sie leicht reibt+ natürlicher Rohstoff
+ besonders lange Brenndauer
+ dürfen keine Zusatzstoffe enthalten
– Rohstoff nur begrenzt verfügbar
– muss zu 99 % als Naturprodukt importiert werden
– teurer als Kerzen aus Paraffin oder Stearin
Mischstoffe(recycelte) Öl- und Fettabfälle;
oft werden Kerzen aus Stearin, Paraffin und Bienenwachs gemischt
„Bio“-Kerzendas Wachs wird aus nachwachsenden Rohstoffen, aber konventionell (unter Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger), hergestellt
Pflanzenwachsauf Basis von Raps-, Sonnenblumen- oder Sojaöl+ nachwachsende und pflanzliche Rohstoffe
– sehr teuer
– oft aus USA importiert
– Sojaöl möglicherweise aus gentechnisch veränderten Pflanzen

Tipps gegen Ruß & Feinstaubfreisetzung

Dochte sollten nicht länger als 1 cm lang sein. Das gilt nicht nur für das erste Anzünden, sondern bei jedem Anzünden. Ein zu langer Docht führt zu unruhiger und rauchender Flamme. Hierbei werden schädliche Stoffe wie beispielsweise Formaldehyd, Stickstoffoxide und Ruß beigesetzt. Auch trägt Zugluft zu einer verstärkten Rußbildung bei. Wenn du dicke Kerzen mit mehr als vier Zentimeter Durchmesser nutzt, sollte der entstehende Rand auf ein bis zwei Zentimeter untergeschnitten werden, damit genügen Sauerstoff zugeführt werden kann. Und natürlich sollte man immer gut lüften1. Allerdings haben Wissenschaftler:innen der South Carolina State University auch herausgefunden, dass das gelegentliche Abbrennen einer Paraffinkerze vermutlich niemandem gesundheitlich schade3.

Duftstoffe, Farben, Glitzer & Co. in Kerzen

Wir lieben Duftkerzen. Nichts geht für uns über einen tollen Vanillegeruch, gerade in der Herbst- und Winterzeit. Doch insbesondere Allergiker:innen können empfindlich auf Duftstoffe reagieren. Eine wirkliche Deklarationspflicht gibt es nicht, weshalb es auch schwer zu erkennen ist, ob gesundheitsschädliche Stoffe wie polyzyklische- oder Nitro-Moschus-Duftstoffe enthalten sind. Im besten Fall sind 26 allergieauslösende Duftstoffe gekennzeichnet. Diese können sich in der Muttermilch und im Fettgewebe anreichern. Duftkerzen können die Raumluft sogar stärker mit PAK und Feinstaub belasten, als herkömmliche Kerzen. Auch die ganze Dekorationen an Kerzen, so schön sie auch sind, können zu einer schlechteren Raumluft führen1.

Paraffin- oder stearinhaltige Kerzen sind weiß und in der Verbrennung geruchlos. Für farbige Kerzen werden Farbpigmente hinzugesetzt. Manchmal werden Kerzen auch nur in die Farbe, bestehend aus Wachs und Farbpigmenten, getränkt. Das ist in der Herstellung billiger. Am besten brennen ungefärbte Kerzen. Die zugesetzten Farbstoffe können den Docht verstopfen und sich negativ auf das Brennverhalten auswirken2.

Das RAL-Gütesiegel

RAL ist ein Kerzengütesiegel und steht für schadstoffarme Wachse, Dochte, Kerzenfarben und lacke, die gleichmäßig abbrennen, nicht tropfen und die angegebene Brennzeit auch einhalten1. Gute Kerzen kann man auch am Gewicht erkennen: Je schwerer die Kerze, desto länger ist die Brenndauer. Pro Stunden verbrennen ca. sieben bis zehn Gramm Wachs. Besteht die Kerze aus Stearin, brennt sie weniger ab. Allerdings haben auch die Stärke des Dochts und die Größe der Flamme eine Rolle. Es ist nicht leicht, das passende Verhältnis zu finden2.

Kerzen: So geht es etwas nachhaltiger

Jeder in Deutschland lebende Mensch verbraucht durchschnittlich 2,2 Kilo Kerzen im Jahr. Deutschland liegt damit im Mittelfeld. Am meisten Kerzen verbrauchen die skandinavischen Länder – wahrscheinlich auch wegen des langen Winters3.

Das kannst du aktiv tun

  • Kaufe nur so viele Kerzen, wie du auch nutzen kannst.
  • Sammle Wachsreste und gieße daraus neue Kerzen.
  • Kaufe, wenn möglich, eher Bienenwachskerzen oder Kerzen aus Soja-, Raps- oder Sonnenblumenöl.

Alte Gläser nutzen

Wir sammeln alte Kerzenreste in einem alten Glas. Immer wenn das Glas überquillt, machen wir daraus neue Kerzen. Von Ikea haben wir mal Kerzen im Glas gekauft, die wir immer wieder befüllen. Ebenso haben wir Gläser gesammelt, die wir für neue Kerzen nutzen. Das geht ziemlich einfach und recht schnell. Es ist auch eine schöne Familienaktivität, die man an einem Sonntag gemeinsam machen kann. Außerdem eignen sich selbstgemachte Kerzen auch super als Weihnachtsgeschenk! Wir lieben es sehr.

Tipp!
Du kannst auch bunte Kerzen herstellen, in dem du zuerst eine Farbe in das Glas gibst, es aushärten lässt und anschließend eine andere Farbe drüber gibst. So hast du streifige Kerzen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt!

Je nach Jahreszeit oder Vorlieben kannst du deinen Lieblingsduft wählen und über ein Aroma hinzufügen. Achte hier unbedingt auf die Allergieverträglichkeit. Da wir den Geruch von Vanille sehr lieben, geben wir immer etwas Vanillearoma hinzu.

Neue Kerzen aus Kerzenresten herstellen

Zutaten für die Kerzen aus Kerzenresten

  • Alte Kerzenreste
  • alte kleine Gläser
  • Aroma, z. B. Vanillearoma
  • Dochte (gibt es z. B. im Bastelladen)
  • Gefäße für das Wasserbad

So stellst du Kerzen aus Kerzenresten her

  1. Sortiere ggf. die Kerzenreste nach Farben.
  2. Zerkleinere die Kerzenreste auf einem Holzbrettchen, um den alten Docht zu entfernen. Je feiner die Stücke sind, desto schneller schmilzt das Wachs.
  3. Wasser in einem Topf gießen und auf ca. 80/90 Grad erhitzen (ggf. vorher im Wasserkocher erwärmen und dann in den Topf umfüllen, das spart Geld).
  4. Auf den mit heißem Wasser gefüllten Topf stellst du einen Wasserbad-Schmelztopf (irgendeinen Topf, der gut auf den anderen Topf passt, am besten mit Stiel). In diesen gibst du die Kerzenreste und bringst diese zum Schmelzen.
  5. Ziehe den Docht ggf. durch das flüssige Wachs, weil er dann leichter zu modellieren ist.
  6. Platziere den Docht im Glas so, dass er mittig platziert ist und und das untere Ende den Boden berührt. Befestige den Docht z. B. mit eine Verschlussklemme von Ikea.
  7. Gib etwas Aroma in das geschmolzene Wachs und rühre die Masse einmal um.
  8. Gieße das Wachs in das Glas und lasse es aushärten.
  9. Schneide den Docht auf ca. 1 cm ab.
  10. Fertig!

Wie gefällt dir unsere Anleitung? Schreibs uns in die Kommentare!

Liebe Grüße,
Janina & Frederik

Speichere dir unsere Anleitung jetzt auf deiner Pinterest-Pinnwand!

Anleitung Kerzen selbermachen Kerzenreste

Quellen:
1 Verbraucherzentrale
2 NDR
3 Quarks

Schreibe uns einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert